Gute Taten bergen Hürden

HNA vom 9. Oktober 2012

Durchwachsene Bilanz für 10-Euro-Aktion von Pfarrer Günter Törner

Baunatal. Geld für einen guten Zweck zu vermehren, ist gar nicht so einfach. Diese Erfahrung machte die Mehrzahl der rund 50 Gottesdienstbesucher, denen Pfarrer Günter Törner beim Silvestergottesdienst 10 Euro in die Hand gedrückt hatte mit dem Hinweis, daraus sollten sie etwas machen.

Trotz schöner Einfälle zur Geldvermehrung wird Törner wohl von den 500 Euro nur etwa 350 Euro zurückbekommen, die er er mit seinen Konfirmanden der Kasseler Wohnungsloseneinrichtung Panama bringen will.

Beim Gottesdienst und Gemeindefest am Sonntag berichtete eine Reihe der von Törner Beschenkten darüber, was sie mit den 10 Euro gemacht hat. Eine der schönsten Ideen hatten Iris Bender und Jutta Schulz vom Kirchenvorstand. Sie legten ihre 10 Euro zusammen, kauften davon Stoffe und Wolle und fertigten aus dem Material Loop-Schals an, die sie beim Gemeindefest für 10 Euro das Stück feil boten. Beide Frauen haben den Ehrgeiz, alle Schals zu verkaufen und aus 20 Euro auf diese Weise 180 Euro zu machen. Beim Gemeindefest gelang das noch nicht ganz.

Beeindruckend fand Pfarrer Törner die Idee von Melissa Bott aus Grifte. Die 14-jährige hatte zu Hause einen ausrangierten Kaugummi-Automaten mit Schnuckzeug für Gäste gefüllt. Aus ihren Einsatz von 10 Euro machte sie auf diese Weise 22,36 Euro.

Eine traumhafte Rendite erzielte außerdem ein Baunataler Ehepaar, das mit seinen 10 Euro ein neues Konto eröffnete. Dafür zahlte die Bank jeweils eine Willkommensprämie von 20 Euro. Die 1,50 Euro Zinsen, die ein gelernter Banker erhielt, der Törners 10 Euro angelegt hatte, nehmen sich dagegen bescheiden aus.

Da eine Reihe von Gottesdienstbesuchern Törners Geld einfach für unterschiedliche Zwecke spendete oder sich etwas dafür kaufte, wird der Pfarrer nicht den ganzen eingesetzten Betrag zurückerhalten. Das sei aber auch nicht so schlimm, meinte Törner.

Wichtiger sei ihm, dass durch die 10-Euro-Aktion eine lebhafte Diskussion in der Gemeinde darüber in Gang gekommen sei, wie man als Einzelner etwas in der Welt bewegen und gegen Armut und Not ankämpfen kann. Der Fatalismus, die Einstellung, man könne gegen Missstände nichts ausrichten, sei der größte Feind einer mitfühlenden Gesellschaft.

Die Berichterstattung in der HNA über die Aktion habe mit mehr als 200 Besuchern für eine ungewöhnliche Resonanz beim Gottesdienst gesorgt, sagte Törner.

 Von Peter Dilling