AUF DEM WEG NACH SANTIAGO DE COMPOSTELA (VII)

Von Eauze nach Los Arcos

Mein Pilgertagebuch

von Heide Bahr

Es ist Donnerstag, mein letzter Arbeitstag vorm Pilgern. Bin innerlich ganz unruhig. An der Kirche wird gerade das Gepäck in Heinz‘ Bus gepackt und ich bin nicht dabei. Habe das Gefühl ich verpasse etwas. Aber dann: Feierabend! Schnell auf’s Rad und nach Hause. Dort warten außer Christoph auch  Sabine und Lothar auf mich. Große Freude! Nach herzlicher Begrüßung geht’s zum Griechen, Kathi, Jonas und Julia sind auch dabei, Tine kann leider nicht. Dann noch etwas „Nachglühen“ und ab in die Falle, alle wollen morgen ausgeruht sein! Es geht nämlich wieder los!!!

Freitag, 16.10., Baunatal

Endlich geht’s los! Es ist total ungewohnt ohne alles Gepäck das Haus zu verlassen, nur Geld und Papiere haben wir dabei. Sabine lädt uns am Willibahnhof zum Schlemmerfrühstück ein! Richtig verwöhnt und satt bringt sie uns zum Bahnsteig. Dort treffen wir Renate, die ihre Gruppe bereits verloren hat, bevor sie sie gefunden hat! Außer ihr sind alle am Hauptbahnhof eingestiegen…Jetzt kommt sie erstmal mit uns. Der Zug fährt ein, Abschied von Sabine! Lothar wird sie ca. 5 Wochen nicht sehen da sie in Kur fährt, hoffentlich bring ihr die Kur die gewünschten gesundheitlichen Verbesserungen! Wir alle wünschen es sehr!

So, wir sind unterwegs. Durch die heimatliche Landschaft geht’s Richtung Süden. Andrés steigt in Marburg zu und in Frankfurt Hauptbahnhof beim Aussteigen treffen wir auf weitere Pilger. Die Gruppe wird größer und gemeinsam fahren wir mit der S8 zum Flughafen. Treffpunkt Terminal A. Da wir noch Zeit haben, gehen wir in Terminal B zu Mc Doof, da kann man so schön aufs Rollfeld schauen! Dann geht’s los: Einchecken, Anne ist gekommen uns zu verabschieden und verteilt Pilgersüßigkeiten. Der Flieger steht bereit, alles verläuft nach Plan und wir landen pünktlich in Toulouse. Dort wartet schon Manfred auf uns, ein neues Pilgergesicht! Im Bus Richtung Eauze erleben wir einen ganz schönen Sonnenuntergang. Die Landschaft sieht hier unten ganz anders aus als aus dem Flugzeug und  morgen werden wir sie zu Fuß erobern! Als wir nach zwei Stunden aus dem Bus steigen, ist es, als wenn wir gerade erst weggefahren wären. Komisches Gefühl! Wir werden herzlich empfangen und mit leckerem Essen verwöhnt. Heinz und sein Kopilot Heinrich sind auch gut angekommen! Wir laden das Gepäck aus und beziehen unsere Zimmer. Im 2-Bett-Zimmer schlafen wir gut und freuen uns auf die kommenden Tage! Das Thema für dieses Jahr sind übrigens die Ur-Geschichten der Bibel. Ich bin gespannt!

Samstag, 17.10., von Eauze nach Nogaro

Mit einem typisch französischen Frühstück beginnt der Tag, dann wird das Kreuz mit Blümchen bestückt und nach unserem Morgengruß geht’s – endlich- los. Alle Bedenken kommen nochmal ins Bewusstsein zurück. Hält die Kondition, die Gesundheit, die Geduld? Wir werden es erleben, es gibt kein Zurück mehr. Also voran in das große unbekannte Irgendwo Richtung Pyrenäen. Die haben wir schon aus dem Flieger gesehen, von oben sehen sie gar nicht so hoch aus…Sind auch nur noch 962 km! Die Sonne lacht und mit dem Kreuz auf der Schulter läuft es sich prima. Wir kommen an einer kleinen Arena vorbei, wahrscheinlich geht es dort um Stierkampf. Blöder Sport! Trotzdem mache ich kurz den Stier – zur Belustigung aller – und bin froh, dass es mir nicht ans Fell geht. Mittags rufen wir zu Hause an und gratulieren unseren Zwillingen zum Geburtstag! Leider sind wir wieder nicht da, das ist schon ein bisschen blöd! Nach der Mittagspause geht’s über ein Minibrückchen und vorbei an einem Greenwich Meridian. Beim morgendlichen Impuls ging es um Fragen und Antworten in meinem Leben. Die  jetzige Frage, ob dies ein Längen- oder Breitengrad ist, wird heftig diskutiert. Wir einigen uns auf Längengrad aber ganz sicher sind wir uns nicht. Am Wegesrand stehen wieder einige alte Steinkreuze, mit Steinen belegt. Jeder bedeutet auch einen Gedanken oder Gefühl. Der Weg ist damit beladen – schwer. Abends kommen wir an einer Gite an. In den Zimmern ist es kalt und karg. Kein Haken an der Wand. Von draußen dringt Motorenlärm herein, ein Motodrom ist direkt nebenan, hoffentlich fahren die keine Nachtrennen! Zum Essen gehen wir ca. 300m weiter in ein Hotel, auf der Terrasse trinken wir erst mal ein Bier oder Kaffee. Dann trudeln auch alle Anderen ein und es gibt ein leckeres Abendessen. Nach dem ersten Lauftag mit 20km sind alle gut zufrieden. Ist eine  gute Distanz zum Einlaufen. Nach längerer Suche nach einer Steckdose fürs Handy fallen wir in einen erholsamen Schlaf.

Sonntag, 18.10., Nogaro – Air-sur-l’Adour

Es regnet. Im Dunklen geht es los. Direkt im Ort gehen wir in eine dunkle Kirche, nur im Chorraum brennt das ewige Licht. Tolle Atmosphäre, drei kleine Engelchen tanzen im Schattenspiel. Beim Impuls geht es um Geschichten mit Licht und Dunkelheit. Was trage ich in mir, was gebe ich weiter? Es geht weiter, leider regnet es immer noch ein wenig. Die Landschaft ist mit Hecken durchzogen und an den Wegrändern steht Farn der sich herbstlich verfärbt. Auf der Erde liegen Maronen und Eicheln. Auf den meisten Feldern wird Mais angebaut, viele sind schon abgeerntet. Zeitig kommen wir in einem Hotel an, schnell duschen und auf ein Bierchen in eine Bar. Die Zeit ist knapp und das Getränk schnell im Blut! Au weia, beschwipst in den Gottesdienst!?! Entwarnung: war vorher schon verdunstet, Glück gehabt. Der Gottesdienst in der großen Kirche war sehr schön und anschließend hat uns der Pfarrer noch zu einem kleinen Umtrunk mit Plätzchen eingeladen. Leider haben wir nicht so viel Zeit weil unser Abendessen in einem Restaurant geplant ist. Dort rennt die Chefin wie ein wildes Huhn hin und her und keiner bekommt die Getränkebestellung auf die Reihe. Manchmal sind die Chefs nur im Weg und mit dem Fußvolk klappt es dann reibungslos. Aber auch hier ist das Essen famos und wir gehen die schiefen Holzstufen zu unserem 2-Bett-Zimmer mit Duschvitrine und Etagenklo gut zufriedenhoch, und schlafen einen friedlichen Pilgerschlaf.

Montag, 19.10., Air-sur-l’Adour – Arzacq-Arraziguet

Draußen ist es neblig. Wir gehen an einem Stausee vorbei. Dort steht ein Baum. Sieht aus, als wenn Taschentücher an ihm wachsen. Auf einmal fliegen alle weg! Sind Vögel gewesen. Na, morgens kann ich halt noch nicht so gucken…Dann kommen wir an einem Gehöft vorbei. Rinder stehen mucksmäuschenstill vor abgestorbenen Baumriesen. Sie sehen uns an, wir sehen zurück. Keine Regung. Sind die echt? Oder nur wieder eine Fata Morgana, aber eigentlich bin ich diesmal wach! Komisch. Dann der Impuls: wir sollen/dürfen die Schuhe und Strümpfe ausziehen! Sofort sehe ich alle verpflasterten Füße vor mir! Die brauchen dann wahrscheinlich neue Kleberlies. Und Andere brauchen bestimmt nach der Aktion welche weil Steinchen und Stöckchen mit in die Schuhe gelangen. Wer kommt nur auf solche Ideen!?! Und ich, mache ich damit? Habe auch Pflaster dran. Ach, sch… der Hund drauf. Ich mache meine Füße nackig. Wir sollen die Erde erspüren, aus der wir sind und zu der wir werden. Alle Fundstücke von unterwegs ins Schüsselchen. Ich hoffe, niemand stellt sich wirklich auf Erde, die ist im Moment etwas matschig…Mich lockt das Grass am Wegesrand. Ist wie Tautreten, mache ich zu Hause auch manchmal. Angenehm. Außerdem finde ich ein blühendes Grass, dass ich vorher noch nie gesehen habe. Als die Schuhe wieder an sind, habe ich ein richtiges Frischegefühl. Toll. Gut, dass ich mitgemacht habe! Von den Anderen hört man leichte spitze Schreie, weil es doch ganz schön piekst, so barfuß. Unter Ächzen und Stöhnen sind bald alle Schuhe wieder an. Neue Pflaster werden nicht benötigt und neue Blessuren kommen auch nicht dazu. Alles gut! Heute gibt es unterwegs noch einen Gartenzaun aus Skiern zu bewundern und natürlich immer wieder kleine Kapellen und Kirchen. Ab und an wird ein Lied gesungen, das klingt meist gut, je nach Akustik und unserem Vermögen. Singen macht Spaß, ich höre uns gerne zu! Relativ spät kommen wir in einer Gite an. Die Zimmer sind nach Ländern benannt was die Verteilung erstmal nicht einfacher macht. Lothar, Gerrit, Christoph und ich sind heute Portugiesen. Eine große Außenwendeltreppe führt dorthin. Zum Essen geht es in die „Kantine“. Das Essen selbst ist etwas einfacher aber auch hier werden alle satt. Stelle grad fest: wir sind schon ganz schön verwöhnt worden! Nach einer Feedbackrunde die nur geschrien werden kann, wegen lauter Tischnachbarn und der langen Tafel an der wir sitzen, geht es auf einen Schlaftrunk in die Pilgerküche. Alle sind gut zufrieden, die Stimmung in der Gruppe ist gut, geradezu harmonisch. Als wir ins Bett gehen, sehe ich eine Spinne unter der Zimmerdecke! Bei der Deckenhöhe habe ich keine Chance an sie ran zu kommen! Ich brauche Hilfe und wende mich vertrauensvoll an meine drei starken Männer… Doch was ist das? Keiner will mir mich vor dem Untier beschützen! Na, das sind ja Helden! Habe dann so lange genervt, bis Lothar, komplett entnervt, seinen Schuh zur Spinnenklatsche umfunktionieren will. Endlich! Leider ist mein Bett mit Christoph und mir auf der Bettkannte schon erheblich belastet und Lothars Fuß gibt ihm den Rest. Mit lautem Kracks gibt es nach und wir sitzen auf dem Boden! Unsere Gesichtsausdrücke sprechen Bände und variieren zwischen ungläubigem Entsetzen und Lachflash! Ende vom Lied: ich muss auf dem Boden schlafen. Übrigens: die Spinne hat überlebt! Grrrr

Dienstag, 20.10., Arzacq-Arraziguet – Arthez-de-Bearn

Die Leute in der Herberge haben auf unsere „Bettenbeichte“ relativ gelassen reagiert und werden wohl keine Ansprüche erheben. Habe auch einigermaßen in der Tieflage geschlafen. So ein Käse. Es geht weiter. Vorbei an einem „Pilgerbaum“. Interessant, was die Pilger alles daran hängen, eigentlich hässlich. Die Landschaft ist hügelig, immer wieder haben wir schöne Ausblicke! Die Pyrenäen stehen am Horizont wie mit erhobenem Zeigefinger. Macht schon Eindruck und ich hoffe, Günter führt uns doch noch zu einem geheimen Tunnel, den nur er kennt und ihn extra für uns, selbst und eigenhändig, gegraben hat. Ich würde ihn als „Master Maulwurf“ auf ewig verehren! Na, träumen darf man ja wohl. Auf jeden Fall hab ich gehörigen Respekt vor den Bergen. Sie sehen toll aus! Sie werden toll werden! Immer schön selbst Mut zureden! Gottesdienst ist heute unterwegs in einer schönen Kirche kurz vorm Ziel. Thema ist heute das Paradies, hier ist ein solcher Ort. Eine Palme vor und ein Olivenbaum hinter der Kirche, mit dem grandiosen Panorama! Am Ziel angekommen teilen sich heute unsere Pilger in zwei Gruppen, die größere bleibt in der „Bäckerei“, die Anderen gehen noch einen Kilometer weiter. Dort ist es auch schön, im Wintergarten können wir in Ruhe sitzen. Das Abendessen ist spitze. Ich staune, es ist immer noch eine Steigerung möglich! Die Nacht im Männerzimmer ist erholsam.

Mittwoch, 21.10., Arthez-de-Bearn – Navarrenx

Bei gutem Wetter geht’s weiter. Wir sehen viele Tiere: Kühe, Esel, Ziegen, Hühner, Enten, Truthähne, Puten und eine Gottesanbeterin. Mittagsrast ist an einem Bach neben einer gotischen Kirche. Leider ist diese wegen Renovierung geschlossen. Meine Füße sind ziemlich platt und ich genieße die Zeit im Gras zu sitzen. Leider sind die Mittagspausen für ein Nickerchen zu kurz, aber wir wollen ja nachmittags auch nicht so spät ankommen. Also weiter! Gegen Abend kommen wir an dicken Festungsmauern vorbei. Alles toll erhalten, der Reiseführer hat aber nicht viel darüber zu berichten. Wir nehmen an der Pilgermesse teil und singen zum ersten mal den „Chant des Pelerins“. Der junge Priester ist  sehr sympathisch, er lädt uns anschließend ins Gemeindehaus zu einem Wein und Keksen ein. Supernett! Ultrea! Unsere Unterkunft ist eigentlich schon geschlossen. Extra für uns wird sie nochmal geöffnet. Unsere „Zweierdachbude“ ist zwar geräumig aber ausschließlich mit den Betten möbliert. Keine Haken. Die Drei Duschen sind mixed mit gemeinsamem Vorraum. Da gucken manche sparsam, mir ist das Wurst. Hauptsache hinterher sauber und wohlriechend! Spätestens am nächsten Morgen, wenn man die Trekkingsachen wieder anzieht,  wird die Nase wieder belästigt. Aber jetzt zum Essen in ein Lokal direkt gegenüber. Mit Vorspeisenbuffet! Lecker! Später, nachdem noch Hocker im Gebäude gefunden werden, sitzen wir in der Küche noch gemütlich zusammen. Wie in alten Zeiten: Magnesium wird in großen Mengen verkonsumiert, Füße mit Gehwohl einbalsamiert und Retterspitzgeruch durchwabert den Raum. Das ist Pilgern!

Donnerstag, 22.10., Navarrenx – Aroue

Wir verlassen die Stadt beim hell werden, gehen durch dicke Mauern und über einen Fluss. Auf der Befestigungsanlage sind Kanonen zu sehen. Wie gut, dass jetzt hier alles friedlich ist. Aber an so vielen Orten auf der Welt wird geschossen und den Menschen geht es schlecht. Wie ist wohl die Lage zu Hause wo im Moment so viele Flüchtlinge ankommen? Lange keine Nachrichten gehört. Hier ist man so weit weg. Als wenn die Zeit stehen bleibt und nur außerhalb das wirkliche Leben weiter geht! Jetzt gehen wir weiter: keine 800 km mehr bis Santiago de Compostela. Die Berge kommen näher. Gegen 16:00 Uhr kommen wir in einer ganz schönen Gite an. Auf der Terrasse lassen wir uns in Relax-Liegen fallen, und genießen das zeitige Ankommen. Die Wirtin hat zwei kleine Kinder und ist super nett und engagiert. Im Zwei-Bett-Zimmer machen wir uns breit und dann ein kleines Wunder! Es gibt zwei Haken!!! Nach ausgiebigem Duschen sitzen wir draußen und  knabbern Maronen die Renate und Ute auf dem Weg gesammelt und hier im Backofen gebacken haben. Lecker! Besser als auf dem Weihnachtsmarkt! Das Abendessen ist perfekt! Besonders die riesige Käseplatte! Hammer, ich glaube, ich habe alle Sorten probiert! Bin kurz vorm Platzen! Der Abend klingt in größerer Runde aus. Die Geselligkeit ist schön, sogar ein Mäuslein gesellt sich zu uns. Wir bringen sicherheitshalber alle Schuhe in Sicherheit

Freitag, 23.10., Aroue – Ostabat

Hier ist wirklich ein schöner Ort aber wir wollen weiter. Nach einem Gruppenbild mit Wirtin und Kindern geht es los. Bei gutem Wetter geht es den Berg hoch. Tolle Aussicht zur anderen Seite auf die Pyrenäen. An einer kleinen Kirche bekommen wir den Impuls. Es geht um Trennung/Abnabelung. Ziemlich vielschichtiges Thema. Kurz vorm Ziel kommen wir an einer alten, sehr üppig dekorierten Kirche vorbei. Hier sollte Gottesdienst sein. Aber das geht nicht. Wir bekommen einiges von einem ehrenamtlichen Kirchenaufpasser erklärt: von wegen touristischer Öffnungszeiten, wertvollen Kunstschätzen und so. Wir singen ein Lied und verlassen diesen Ort. Hat er eben Pech gehabt! Kurz darauf kommen wir an eine Gite, schön überm Tal gelegen mit herrlichem Ausblick von der Terrasse. Leider ist der Außen-Whirlpool  nicht in Betrieb! Das wär‘s gewesen! Hausherr ist ein Baske im roten Hemd. Beim Abendessen macht er den Alleinunterhalter, singt mit uns „Ultrea“ und findet kein Ende! Endlich hört er auf und wir können in Ruhe essen. Abends sitzen wir lange bei Mondschein auf der Terrasse. Genial. Ich schlafe bei den Mädels vom Team. Christoph bei „seinen Jungs“. Gute Nacht!

Samstag, 24.10., Ostabat – St.-Jean-Pied-de-Port

Der Tag beginnt mit einem herrlichen Sonnenaufgang! Diese Farben! Unrealistisch, kitschig, wunderschön! Der „Ultreamann“ winkt von der Terrasse hinterher. Ich glaube, er hat es trotzdem gut mit uns gemeint! Ein schöner Weg am Hang entlang führt uns über einen kleinen Pass, dort, wo Radfahrer Traktoren überholen! Heute geht es beim Impuls um Ungerechtigkeit. Ich muss sagen: alles relativ. Eine Sache des Blickwinkels, es gibt immer zwei Seiten. Alles soll beleuchtet werden oder sein. Am Abend gehen wir durch das Tor in St.-Jean-Pied-de-Port! Weltkulturerbe! Eine schöne Gasse folgt. Mein zweiter Stempel im Pilgerpass, einer war schon drin. Jetzt geht die Jagt danach los. Martin, Werner, Dietrich und Heinrich bleiben im Ort, die Anderen gehen weiter den steilen Weg am anderen Ortsausgang zur Herberge. Hier haben wir unseren Pausentag, also zwei Übernachtungen! Geschafft und glücklich beziehen wir unser mini kleines Zweierzimmer. Keine Haken. Die Wäscheleine kommt zum Einsatz und Christophs Hemden wehen im Wind. Wir freuen uns auf den morgigen Pausentag! Das Abendessen ist gut und wir können noch lange sitzen und schwatzen und einen landestypischen Wein zu uns nehmen. Gut, dass wir Heinz haben! Nicht nur wegen des Weines! Bei einigen Männer wird über eine „Gipfelzigarre“ philosophiert. Noch ist es nicht so weit…

Sonntag, 25.10., Pausentag

Pilgergottesdienst mit Chören wird für 9:30 Uhr angekündigt. Also nur halb ausschlafen und nix wie hin! Außer unserem, von Werner kurzfristig initiiertem Chor, ist kein weiterer zu sehen, geschweige denn zu hören. War auch keine Glanzleistung unsererseits…Nach einem Hustenanfall hab ich dann die Kirche verlassen und bin gleich draußen geblieben, denn der Gottesdienst wird per Lautsprecher nach außer übertragen. Ich kann also dem langsam erwachenden Treiben auf der Straße zusehen, Fische im Bach beobachten und gleichzeitig noch meine Jackentasche mit Brunnenwasser auswaschen. Einige Hustenbonbons haben sich darin aufgelöst, ääähhh! Diese Zeit hab ich jedenfalls prima nutzen können! Vom Gottesdienst hab ich nichts verstanden, war komplett auf baskisch. Danach stöbern wir durch die Geschäfte und schlagen mittags in einer Pizzeria auf. Der Nachmittag wird mit Kaffeetrinken und Crépe-essen  verbummelt. Eine Baskenmütze, ein Pilgerwegweiser und Proviant wird eingekauft und der Bammel vor dem nächsten Tag wird allmählich größer. Auf der Wiese vorm Haus legen wir uns noch mal zum Relaxen und der Abend wird gesellig und nett.

Montag, 26.10., St.-Jean-Pied-de-Port – Roncesvalles

Es wird ernst. Im Morgengrauen geht’s los. Die vier aus dem Ort kommen nach. Sie bekommen erst eine Stunde nach uns Frühstück, das geht dort nicht früher. Es geht hoch. Und hoch, und hoch. Und zur Abwechslung mal hoch. Elvira wird beim Austreten fast erschossen und dann geht’s wieder hoch. Die Steigung ist zwar fast überall moderat aber der Wind wird immer stärker! Nach den letzten schutzgebenden Büschen sind wir dem Sturm völlig ausgeliefert. So windig hatte ich es noch nie! Hammer! Die Pferde und ein Schwein unterwegs scheint das nicht zu stören. Ich bin hin und her gerissen ob ich das toll finden soll oder lästig. Der Wind lässt es mir vorkommen wie weitere 500 Höhenmeter. Dabei sind es in Summe allein schon 1500! Das reicht eigentlich auch. Ich beschließe, den Sturm zu genießen. Lege mich auf die Böen, denke an meinen Fallschirmsprung und hänge den Gedanken nach. Unterhalten kann man sich bei dem Lärm sowieso nicht. Ich bin „Atemlos“: außer Puste, es ist kein atmen zu hören und ich habe atemberaubende Ausblicke! Endlich sehen wir auch Geier am Himmel, sie können mit dem Wind spielen und segeln durch die Luft. Wenn ich das doch auch nur könnte! Mittagsrast ist zwischen kleinen Felsen die uns Schutz bieten. Wenn man länger sitzt wird es kalt, also weiter. Mit dem Wetter haben wir riesiges Glück! Andrés ist gestern am freien Tag mal eben vorgelaufen und hatte nur Nebel! Sichtweiten zwischen 50 und 100 Metern. Heute scheint die Sonne! Tolles Panorama! Dann kommen wir an der Rolandquelle vorbei und kurz dahinter ist es dann soweit! Die spanische Grenze ist erreicht! Nur ein schöner Stein steht hier, mehr nicht. Toll, wir haben es geschafft. Allerdings geht’s immer noch bergauf. Bis zum Pass mit 1429 m ist es noch ein schöner Weg durch Buchenwald. Die Blätter liegen alle schon am Boden und werden durch den starken Wind in großen Wirbeln zu dicken Haufen übereinander gehäuft. Bis zu den Oberschenkeln reichen sie und ich werfe mich genüsslich bäuchlings  in die Haufen aus trockenen Blättern! Das macht Spaß!!! Dann reichen die Kräfte auch bis oben. Geschafft! Wir schauen auf der anderen Seite ins Tal, Das Kloster von Roncevalles ist schon zu sehen. Etwa 500 Höhenmeter weiter unten. Gerrit hat das Kreuz hoch getragen, ich trage es runter. Alle kommen gut an. Ein grandioser Tag. So viele Gedanken vorher gemacht – jetzt ist alles überstanden. Vermeintlich. Jetzt weiß ich, wie es wirklich ist, brauche keine Vermutungen mehr anzustellen. Die Klostermauern erscheinen riesig. Ein holländischer Teilzeithausherr begrüßt uns herzlich und macht uns mit der Hausordnung bekannt! Erst nachdem wir diverse Angaben zur Person, Herkunft, Vorhaben usw. gemacht haben und unser Gepäck und einzelne Personen fotografiert wurden bekommen wir unsere Betten zugeteilt. Es gibt dort einen langen, langen Flur. Wie Bahnabteile ohne Türen gehen von diesem Flur ab mit jeweils Zwei Etagenbetten. Etwas komisch aber dafür alles schön sauber. Unser Gepäck steht im Weg weil sonst kein Platz da ist. Ich warte noch auf Mecker, von wegen Fluchtwegsversperrung oder so, aber es gibt kein Mecker. Immerhin! Es ist wie überall: keine Haken! Wie gewohnt schnell duschen und nach den Gegebenheiten im Kloster Ausschau halten. Hier ist außer am Automaten nichts zu holen, also gehen wir auf die Pirsch. Aus der ersten Spelunke flüchten wir sofort wieder und finden dann doch was Besseres. Das Bier mit Sahneschaum schmeckt nach diesem Tag vorzüglich und auch der Kaffee ist echt gut! Hier gibt es auch Abendessen und morgen das Frühstück. Alles gut. Aber jetzt gehen wir in den Pilgergottesdienst und holen uns den Segen für den weiteren Weg ab. Die sammeln Kollekte ein, jeden Tag, da kommt ein schönes Sümmchen zusammen! Dafür hätten sie ja mal ein Bändchen oder einen Button springen lassen können! Nein, der Segen bleibt „nackt“. Dafür gibt es einen Stempel, ziemlich groß, passt kaum in das Stempelfeld im Pilgerpass. Das geht – aber kein Bändchen… Dann schnell essen  und ab ins Bett denn um 22:00 Uhr wird das Licht ausgemacht! Ich halte das für ein Gerücht aber ganz pünktlich gehen die Lichter aus, nur die Notbeleuchtung ist noch an. Na, ja. Heute ist das ok, ich bin kaputt und werde auch schlafen können, aber das muss eine Ausnahme bleiben! Bin doch kein Kind. (Und wenn doch, schon ein großes!)

Dienstag, 26.10., Roncevalles – Zubiri

Nach turbulenter Nacht im „Eisenbahnabteil“, ( Ute ist ein kleiner Koreaner zugelaufen, sie darf ihn aber nicht behalten!), geht’s weiter. Wir sind froh, aus diese Klostermauern heraus zu kommen. Nachdem beim Morgengruß die Holländer nochmals fotografiert haben, wollen wir einfach nur weg. Der eine Holländer übrigens auch, er freut sich auf zu Hause und würde sowas nicht wieder machen! Es nieselt. Nicht doll, aber immerhin. Ein Tante Emma-Laden ist die erste Möglichkeit zum Proviantieren in Spanien. Ich kaufe unter Anderem ein Glas mit kleinen Gurken. Super lecker! Wie Salzgurken. Thema heute ist unser Gottesbild. Ich beschließe für mich: wer so tolle Gurken machen kann, der kann noch mehr tolle Sachen machen! Mittagspause ist in einer Pelota-Halle. Das ist hier im Baskenland Nationalsport. Jeder noch so kleine Ort hat sowas. Würde gerne mal sehen wie das geht. Erst sieht es so aus als wenn das Wetter besser werden würde, wird aber nicht. Aus Niesel wird Regen und dann donnert es auch noch! Eine neue Erfahrung. Hab immer gedacht: das brauchst du nicht! Kann man sich aber nicht aussuchen. Eigentlich hab ich auch keine Angst – drinnen. Jetzt draußen. Ok, Schirm auf, wenn schon denn schon. Aus dem Weg wird ein kleiner Bach und man hüpft von Insel zu Insel. Der Weg führt uns bergab und die bunten Pilger springen ihn hinab wie zum Zeitvertreib. Schön! Leider wird es immer glitschiger und man muss richtig aufpassen. Pünktlich zum Zieleinlauf ist das Gewitter vorbei und alle sind froh dass wir heil unten angekommen sind! Die Herberge wird in Mädels und Jungenzimmer aufgeteilt, wir müssen bei denen durch um auf die Toilette zu kommen. Besser so, als anders herum. Wieder keine Haken. Die nassen Sachen werden überall aufgehängt und zwei Ladungen für einen elektrischen Wäschetrockner zusammengestellt. Die Schuhe bekommen eine innere Lektüre aus Zeitungen und Lothar föhnt sein Jubilate Deo. Es hat Wasserwelle bekommen. Dann machen wir es uns vor dem Holzofen gemütlich. Das Abendessen ist vorzüglich. Bei Dosenbier geht der Abend am Feuer zu Ende.

Mittwoch, 28.10., Zubiri – Zariquiegui

Über eine Steinbrücke geht es bei leichtem Nieselregen weiter. Eine Matschpiste wird überquert und dann bietet uns ein kleiner Unterstand Schutz für den Impuls. Wir bekommen ein Bild: die Erde vom Mond aus betrachtet. ‚Gefühle spielen eine Rolle. Das Wetter wird besser und über eine alte Brücke kommen wir hinein nach Pamplona. In eine Kapelle singen wir ein Lied. Hört sich gut an. Die Stadt ist interessant. Erst sieht alles ganz ordentlich aus, dann eine Häuserzeile mit Menschen die in sehr einfachen Verhältnissen leben. Kontrastprogramm. Dann Pause an einer alten Brücke (davon gibt es hier scheinbar eine Menge). Keine Toilette. Ich platze fast. Kann die Pause kaum genießen. Weiter durch die Stadt an dicken Festungsmauern vorbei. Auf die Schnelle eine neue Zahnbürste für Christoph gekauft, er hat seine verbummelt. An den Ampeln wird die Wartezeit in Sekunden angegeben, scheint ein ungeduldiges Völkchen zu sein. Ein grünes Männchen läuft dann los und hat es zum Schluss richtig eilig! Süß! Endlich raus aus der Stadt. Der 1. Busch ist meiner! Ist nochmal gut gegangen. Natürlich geht es zum Etappenenden nochmal ordentlich der Berg rauf. Wenn man zurück blickt, liegt Pamplona von der Sonne angeleuchtet vor der Kulisse der Berge von denen wir kommen. Toll. Ich drehe mich ein paarmal um. Dann sind wir oben und werden in der Herberge unter Anderem in ein 8er Jungen und ein 7er Mädchenzimmer verteilt. Sehr eng. Kein Haken. Es gibt zwei Duschen mit gemeinsamem Vorraum, also werden ratz-fatz Duschpaare zusammengestellt. Klappt prima. Gottesdienst ist in einer kleinen schönen Kirche im Ort. Zwei Damen aus der Gemeinde nehmen teil, sehr schön. Das Abendessen ist gut, allerdings wird auch hier um 22:00 Uhr alles abgeschlossen und das Licht ausgemacht. Bei Notbeleuchtung sitzen wir im Treppenhaus und frönen unserem Frust. Das ist sehr bescheiden.

Donnerstag, 29.10., Zariquiegui – Villatuerta

Wir haben überlebt! Bei bedecktem Wetter geht’s weiter. Den Berg weiter hoch bis zu den Windrädern, die wir gestern Morgen schon sehen konnten. Dort öffnet sich der Blick in beide Richtungen. Nach hinten und nach vorn. Super! Hier steht eine „Pilgerkarawane“. Natürlich machen wir ein Gruppenfoto! Das ist Klasse!!! Im Impuls dreht es sich heute um Verschiedenheit. Hier sind alle verschieden und haben doch ein Ziel. Funktioniert dieses Jahr gut. Macht Spaß. Zur Mittagszeit sind wir im Städtchen Puente la Reina. Es ist tatsächlich Zeit für eine Tasse Kaffee am Marktplatz! Dann treffen wir uns an der berühmten Brücke zum Gruppenfoto. Unsere Gruppe ist allerdings im Moment etwas kleiner  weil sieben Leute einen Umweg zur Kapelle Señora de Eunate machen. Also machen wir uns auf dem Bild etwas breiter als wir eigentlich sind. Das fällt mir leicht. Leider müssen wir uns nun auch noch von Arnim verabschieden, er muss schon früher zu Hause sein. Die kleine Pilgerschar geht weiter. Der Weg am Nachmittag erscheint mir wie ein Spaziergang. Wir sehen eine Weltkarte aus kleinen Hecken am Hang und einer Römerstraße und –brücke. Ein fremdes Pilgerpaar mit Hund begleitet uns ein Stück. Die Frau sieht krank aus, sie haben ein Zelt dabei. Ich möchte nicht tauschen. Dann zieht sich der Weg doch noch ganz schön hin und in der Abenddämmerung erreichen wir unser Etappenziel. Wir kommen in einem alten Haus unter. Der Fußboden in der Halle ist mit Ornamenten aus Flusskieseln belegt. Genial. Es gibt genügend Duschen, außerdem kommen die Eunate-Leute etwa eine Stunde nach uns an, bis dahin sind wir schon sauber, dann haben die freie Bahn. Heute gibt es alles Einzelbette, ich bin bei den Jungs untergekommen, Schneewittchen lebt! Der Abendgottesdienst findet mangels Kirche im Haus statt. Erst im 2. OG geplant und dann wegen statischer Bedenken ins EG verlegt, gelingt ein schöner Gottesdienst mit „Besuch“ von der Wirtin vom Vorabend. Sie ist uns hinterhergereist weil sie von unserem schönen Gottesdienst gehört hat. Nun ist sie dabei. Es scheint ihr zu gefallen, sie singt sogar unsere deutschen Texte mit! Zum Abendessen gibt es vegetarische Paella und andere Leckereien. Gemütlich lassen wir den Abend ausklingen. Wir fühlen uns wohl.

Freitag, 30.10., Villatuerta – Los Arcos

Letzter Tag. Komischerweise klingt kaum Wehmut an. Alles ist gut so, wie es ist. Morgengruß. Heinrich fährt heute mit Heinz, damit er für die lange Fahrt morgen ausgeruht ist. Dann geht’s wieder los mit Laufen. Am Wegesrand in Estella steht eine Kirche mit verwaisten Nischen. Prompt füllen wir Pilger diese auf und, natürlich, ein Gruppenfoto entsteht. Ich glaube, auf allen in diesem Jahr ist Elke mit drauf! Am Ortsende „verpassen“ wir das Kloster mit dem Weinbrunnen. Schade! Na, ob gewollt oder nicht, wir laufen weiter. Durch bunt gefärbte Weinfelder. Dort bekommen wir auch unseren letzten Impuls für dieses Jahr. Jeder soll sich zwei Steine suchen. Dann werden zwei Gruppen gebildet. Sie sollen jeweils ein Bauwerk erstellen. Meine Gruppe legt einen Kreis, die Andere errichtet einen Turm. Die Anschließende Auswertung und Diskussion ist interessant. Viel Gesprächsstoff. Es geht durch einen wunderschönen Eichenwald, vorbei  an einem alten Bauwerk mit vielen Stufen nach unten, in dem Wasser steht. Es erinnert mich an eine jüdische Mikweh. Keiner weiß etwas genaueres darüber. Wir gelangen in einen kleinen Ort mit Kirche. Dort machen wir erst Mittagspause und dann Gottesdienst. Es ist der Letzte. Jetzt werde ich doch wehmütig. Wenn wir so im Kreis stehen, dicht beisammen, körperlich wie geistig, und dann singen. Schön! Aber uns lockt das Ziel: Los Arcos! Noch einmal kreisen die Geier über uns. Aber wir haben ihnen ein Schnippchen geschlagen! Wir sind alle gut drauf, keiner ist gefahren (außer Kristina nach dem Sturz, und sie ist dann wieder tapfer mitgelaufen!). Alle gut motiviert und so werden wir keinen für die Geier zurück lassen, Hihi! Kurz vor dem Ort kommen wir an einer Frau vorbei, die im Gras sitzt und uns fröhlich anschaut. Andrés erkundigt sich sofort bei ihr, ob alles in Ordnung ist oder ob wir helfen können. Da erkennt er Eva, eine gemeinsame Mitpilgerin die mit ihm und seiner Tochter Isabelle vor sieben Jahren auf dem Jakobsweg unterwegs waren. Isa hat das Treffen eingefädelt! Andrés wusste nichts davon, sein Gesicht war gut! Er hat sich sehr gefreut! Natürlich kommt sie zu unserer Abschlussfeier dazu. Wir kommen am Ortsschild an. Wir sind da. Nicht zu fassen! Die zwei Wochen sind wie im Flug vergangen. An der Herberge stellen wir die Rucksäcke ab und machen uns, Kreuz vorweg, auf den Weg zur Kirche und singen unser Lied. Als wir ankommen ist aber gerade eine Beerdigung zu Ende und der Sarg wird in ein Auto getragen. Pause. Nachdem sich die große Trauergemeinde (war es der Bürgermeister?) aufgelöst hat, nix wie rein in die Kirche! Dort begrüßen wir uns nur moderat und freuen uns mit angezogener Handbremse. Außerdem stören wir den Chor auf der Empore. Irgendwie ist bei unseren Ankünften immer der Wurm drin…In der Herberge beziehen wir unsrer Betten. Ich stelle einen neuen persönlichen Rekord auf: als einzige Frau bei allen Männern (Achtung: auf Wortwahl achten!), ausgenommen dem Team. Heinz ist da mit dem Gepäck. Wir können nochmal die Wäsche wechseln und dann alles wieder ins Auto packen. Sie werden verabschiedet und wir wünschen ihnen eine gute Fahrt und dass sie gesund nach Hause kommen! Ich behalte nur meinen Schlafsack, Haarbürste  und die Zahnbürste. Man muss auch mal minimalistisch denken! Nach dem Duschen geht’s auf ein Bierchen und dann zum Marktplatz in ein Restaurant zum Feiern! Die Stimmung ist gut und ausgelassen. Alle freuen sich. In der Gaststätte ist echt was los, scheinbar haben die Spanier auch was zu feiern. In der Herbergsküche beim Dosenbier wird die Nacht noch etwas länger. Wir kriechen in unsere Schlafsäcke und strecken uns aus.

Samstag, 31.10.15, Bilbao – Frankfurt

Ohne Vorwarnung geht das Licht an! Dietrich erklärt die Nacht für beendet. Ich krieche tiefer in meinen Schlafsack. Wir können doch ausschlafen! Hätten wir gekonnt…zum Frühstück kommen die Meisten etwas verkatert, stellt auch nicht so an, sonst waren wir um diese Zeit schon unterwegs! Der Bus holt uns pünktlich um 9:30 Uhr ab. Zwei Stunden Fahrt bis Bilbao. Mir ist schlecht und einigen anderen geht es ebenso. Kurzes einchecken, kleine Kontrolle, einen Kaffee und ein Baguette mit Schinken und schon hebt der Flieger ab. Man sieht die Küstenlinie, die Gironde Mündung, Paris. Wie verrückt! Landung in Frankfurt. Alles ist unwirklich. Sind wir wirklich wieder da? S-Bahn, Zug, Bülos nehmen uns im Auto mit nach Baunatal. Lothar Autoschlüssel liegt im Briefkasten. Mit unserem Auto zur Kirche. Gepäck ist schon da. Die beiden Heinz sind gut angekommen! Supi! Gepäck einladen. Alle sind ein bisschen traurig. Abschied! Jeder fährt nach Hause. So soll es sein.

Es soll im Dezember ein Vortreffen geben, vor dem Nachtreffen! Ich komme ganz durcheinander. Nun beginnt das Warten auf nächstes Jahr. Zur Vorbereitung lege ich schon mal einen Hammer und Nägel raus, dann mache ich überall einen Haken in die Wand! Wir werden eine eiserne Spur durch das Land ziehen… Alles ist gut.