Pilgern macht süchtig

Wanderer schätzen unterwegs das Leben als Gemeinschaft.

HNA vom 3.08.2009
von Constanze Junker

Ein solches Miteinander wie in dieser Gemeinschaft habe sie so nirgends erlebt. Walburga Engelkamp (55), wie alle befragten Pilger in Baunatal zuhause, ließ sich 2005 vom Initiator Günter Törner zum Mitpilgern überzeugen.

„Pilgern macht süchtig“, sagt sie heute. Die Vorfreude auf die Tour beginne bereits im Winter: „Auf der Pilgerfahrt lernt man ein ganz anderes Leben als den normalen Alltag kennen – und sich selbst auch besser“, berichtet die Pilgerbegeisterte. Dabei seien die Projektpläne für die nächsten Jahre gar nicht so wichtig. Jetzt unternehmen sie diese erste Etappe der Pilgerfahrt, alles andere werde sich später ergeben.

„Da werden so manches Mal nicht alltägliche Situationen einfach gemeistert. Zum Beispiel, wenn morgens für 50 Leute nur eine Toilette und ein Waschbecken da sind“, berichtet Kathrin Schulz (17) über eigene Erfahrungen.

Darauf freut sich auch Saya Ritze, mit 14 Jahren eine der jüngsten Teilnehmerinnen an der Pilgerfahrt. „Ich denke, das wird eine gute Erfahrung“, meint die Schülerin. Sie freue sich auf neue Erkenntnisse über sich selbst und die gemeinsamen Wege mit den anderen Pilgern.

„Der Aspekt Gemeinschaft ist hier für mich ganz wichtig“ kommentiert Heike Kalusok-Fuhrmann (46) ihre stete Teilnahme. Indem man auch andere achte, fühle man sich selbst wohl. Sie erfuhr über einen Flyer von der ersten Pilgertour 2005. Den hatte ihr Sohn bekommen, die Mutter brachte in Erfahrung, dass an der Pilgerreise auch Erwachsene teilnehmen durften.

Schüler, Arbeiter, Lehrer, Angestellte, Pensionäre – gepilgert wird auch 2009 generationen- und branchenübergreifend. Benedikt Wagner (20) freut sich auf das Wiedersehen mit Freunden, er ist bereits zum dritten Mal dabei: „Es macht großen Spaß, mit dieser Gruppe zu laufen.“

Reinhold Bülo (65) begleitet die Pilger bisher als Fahrer. „Man ist zwar dabei, aber zu der Gemeinschaft, die den ganzen Tag zusammen läuft, redet oder schweigt, gehört man nicht richtig“, meint er. Darum wird Bülow in diesem Jahr selbst gehen – gemeinsam mit seiner Frau Elvira.