April

Die Corona – Pandemie bestimmt alles.

Das gilt weltweit und in Baunatal. Eine Frage, die ich mir schon „immer“ stelle, lautet: Was ist das Gute am Schlechten? Kann ich bei allem Negativen etwas Positives entdecken? Und tatsächlich finde ich auch in dieser sehr schwierigen Zeit etwas Positives im Miteinander der Baunataler Kolleginnen und Kollegen. Noch nie haben wir so vieles miteinander besprochen, wie in diesen Tagen. Noch nie haben wir so viele gemeinsame Aktionen geplant und umgesetzt, wie in diesen Tagen. Beispiele hierfür nachfolgend.

#hoffnungshamstern (Oster)Steine finden, weitergeben... Freude schenken.

Ostersteine - eine Aktion der Kirchengemeinden Baunatals

Und so geht’s: Nimm einen Stein. Auf die eine Seite male oder schreibe deine Antwort auf die Frage, was gibt dir Hoffnung. Auf der Rückseite vermerke: #hoffnungssteine. Nun lege deine Steine aus: im Vorgarten, auf der Straße, an der Bushaltestelle, beim Nachbarn. Zaubere ein Lächeln ins Gesicht deiner Mitmenschen.

 

Ein weiteres Projekt:

Grüße von nebenan

Liebe Baunataler und Baunatalerinnen,

gestaltet doch eine Karte oder einen Brief für Menschen, denen momentan bestimmt noch langweiliger ist als euch: Viele Senioren und Seniorinnen unserer Gemeinden können momentan keinen Besuch bekommen, damit sie sich nicht mit dem Corona-Virus infizieren.

Bestimmt werden sie sich freuen, wenn in dieser Zeit mal ein netter Gruß und bunte Farben in ihre Zimmer oder Wohnungen hereinflattern.

Eure Karten könnt ihr bei den Pfarrämtern in die Briefkästen werfen. Wir verteilen eure Post dann gesammelt an Pflegeeinrichtungen und Menschen in der Gemeinde.

 

Ein weiteres Projekt:

Ostergottesdienst im Wohnzimmer

Per Videobotschaft: Baunataler Pfarrer haben Andacht vorbereitet

 

HNA vom 9.04.2020

Baunatal - Wenn die Menschen schon nicht in den Gottesdienst gehen können, kommt der Gottesdienst zu ihnen nach Hause. Das ist die Devise der sechs Baunataler Pfarrerinnen und Pfarrer: Seit die Coronakrise immer weitere Kreise zieht und die Gotteshäuser geschlossen bleiben müssen, lassen sie sich neue Ideen einfallen, um die Menschen mit geistigem Futter zu versorgen. Impulse und Andachten in Papierform zum Mitnehmen, Briefe, lange Telefonate, E-Mails. Und jetzt, zu Ostern, wagen sie sich an ein größeres Projekt: einen Videogottesdienst, der online verfügbar ist.

"Das ist Neuland für uns", sagt Christiane Kupski, Pfarrerin in der Gemeinde Großenritte-Altenritte. Ihre Kollegen und sie würden zwar regelmäßig mit kleinen Videos arbeiten, "zum Beispiel mit den Konfirmanden". Aber ein kompletter Gottesdienst wäre daraus noch nicht geworden. "Bislang war das auch noch nicht notwendig", sagt die Pfarrerin.

Corona ändert das. Um den Menschen in ihren Gemeinden zu Ostern näher zu sein, haben sie alle in den vergangenen Tagen vor der Videokamera gestanden und Botschaften zum Thema Auferstehungen eingesprochen. Mit von der Partie ist auch der Posaunenchor Kirchbauna, der beispielsweise das Osterlied "Christ ist erstanden" spielt. "Es wird ein traditioneller Gottesdienst mit Impulsen, aber auch mit dem Anzünden der Osterkerze, Musik und Segen", sagt Kupski. Sie hat die einzelnen Sequenzen zusammengeschnitten. Erfahrungen im Videoschnitt habe sie bereits. Herausfordernd sei es allerdings gewesen, in eine Kamera zu predigen, ohne die Rückmeldungen von der Gemeinde. Trotzdem hoffe sie, die Gemeindemitglieder könnten etwas aus dem Videogottesdienst mitnehmen.

Außerdem bereiten die Pfarrer in Baunatal Andachten und Impulse vor, die sich Interessierte an den Kirchengebäuden abholen können. Die, und auch den Ostergottesdienst, soll es am Sonntag geben.

Wo und wann der Gottesdienst sichtbar ist, wird laut Kupski auf den Homepages der   Baunataler Kirchengemeinden sowie in den Schaukästen an den Kirchen veröffentlicht.

Moritz Gorny

 

Mein Beitrag zu diesem Gottesdienst ist der Eingangspsalm

Wer dich kennt, Gott, ist gut dran.

Wer von uns kennt den Weg,
der vor uns liegt?
Wer weiß schon, was ihn erwartet
an der nächsten Biegung?
Wie viel Kraft und Ausdauer nötig sein werden,
um weiterzugehen – auf dem Weg
in diesen schwierigen Zeiten.
Die Lasten, die wir zu tragen haben,
wiegen schwer.
Die Unsicherheit wächst mit jedem Tag,
die Ängste werden größer
und viele Fragen bleiben unbeantwortet.
Wohl dem, der gerüstet ist,
dessen dunkle Nächte durch Lichtblicke erleuchtet werden,
dessen verschlossene Türen sich öffnen
und dessen Vertrauen ein Gegenüber findet.

Wer dich, Gott, kennt, ist gut dran,
der kann deine Zusagen als Quelle der Kraft nutzen.
Verunsicherungen und Zweifel,
Ängste und Schwächen verwandeln sich so in Stärke.

Wer dich, Gott, kennt,
kann die Auferstehung deines Sohnes feiern
auch inmitten der Ohnmacht dieser Tage,
inmitten der Dunkelheit unserer Ängste.

Wer dich, Gott, kennt,
wird dein Lob vermehren ewiglich
und den Glauben und die Liebe und die Hoffnung verbreiten.

Wer dich kennt, Gott, ist gut dran.

inspiriert von Psalm 84

 

 

Natürlich haben wir in dieser Zeit auch Andachten geschrieben, die in den Baunataler Nachrichten (Wochenzeitung der Stadt Baunatal) veröffentlicht wurden. Nachfolgend mein Beitrag in der Osterzeit.

Liebe Baunatalerinnen und Baunataler,
liebe Leserinnen und Leser,

ich möchte meine Gedanken mit einem Gebet beginnen.
Es ist ein Gebet von Dietrich Bonhoeffer, das mich in meinem Leben schon sehr lange begleitet:

In mir ist es finster
aber bei dir ist das Licht.

Ich bin einsam
aber du verlässt mich nicht.

Ich bin kleinmütig,
aber bei dir ist die Hilfe.

Ich bin unruhig,
aber bei dir ist Friede.

In mir ist Bitterkeit,
aber bei dir ist die Geduld.

Ich verstehe deine Wege nicht,
aber du weißt den Weg für mich.

Amen

 

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

Ostern ist eine Einladung zum Leben in seiner Tiefe.

Tod oder Leben? Was bestimmt uns? Alles, was lebt, muss sterben. Alles, was anfängt, hört auf. Alle müssen wir nach der Pfeife des Todes tanzen. Da gibt es keinen Unterschied zwischen arm oder reich, alt oder jung, Mann oder Frau. ALLE müssen nach der Pfeife des Todes tanzen.

Aber was bewirkt die Unparteilichkeit des Todes? Schenkt sie Hoffnung? Kann sich der vom Corona Virus Infizierte damit trösten, dass der Tod jeden erreicht – ohne Rücksicht auf seinen Status, sein Geschlecht, Alter oder Herkunft? Werden meine Tränen getrocknet von der Vorstellung, dass das Abschiednehmen für jeden kommt?

Alle müssen wir nach der Pfeife des Todes tanzen. Doch müssen wir das wirklich? Muss der Tod unser Leben bestimmen? Gibt es wirklich keine Alternative für uns?

Ostern feiern, das bedeutet den Sieg des Lebens über den Tod feiern. Wer aus Ostern nicht Hoffnung gewinnt für heute, der hat es sicher nicht verstanden. Denn Ostern ist nicht vorbei und kein abgeschlossenes Ereignis. Ostern geht weiter: Wie viel Wahrheit wir aus Jesu vergangener Geschichte entdecken, das zeigt sich daran, wie viel Hoffnung wir daraus für unser eigenes Leben gewinnen.

»Frohe Ostern!« Ostern ist das Fest der Auferstehung Jesu. Der gekreuzigte Jesus ist nicht das unrühmliche Ende einer verheißungsvollen Gestalt. Durch Jesus ist uns ein Weg offen über alle Kreuze und über allen Tod in unserem Leben hinaus.

»Frohe Ostern!« Darin kommt die frohe Botschaft einer dunklen Nacht zum Ausdruck. Es erhellt die Dunkelheit und bringt Hoffnung. Menschen lassen sich vom Licht dieser Auferstehung anstecken. Das Licht des auferstandenen Jesus will in unsere Welt hineingetragen werden, damit diese Welt heller wird.

Obwohl für die Jünger gewiss eine Welt zusammenbricht, als Jesus von Nazareth ans Kreuz genagelt wird, obwohl sie nicht wissen, woran sie noch glauben können, bewahren sie sich die Offenheit für das Unerwartete, für das Wunder, die Auferstehung - mit aller Skepsis, die das Außergewöhnliche begleitet. Trotz ihrer Verzweiflung haben sie einen Blick für eine neue Wendung der Geschichte.

Darum geht es an Ostern: um die Offenheit für das Unerwartete in einer Zeit der Glaubens- bzw. Lebenskrise. Ostern geht notwendigerweise der Karfreitag voraus – die Erfahrung des Scheiterns, die bittere Enttäuschung und die Ungewissheit, was die Zukunft bringen wird. Nur wer aus der Dunkelheit kommt, kann sich über das Licht freuen. Nur wer die Tiefen des Lebens kennen gelernt hat, kann sich über die Höhen freuen.

An Ostern geht es um die Offenheit für das Unerwartete im Angesicht des Todes. Ostern erinnert uns immer auch an die Tiefen des Lebens, an die Ereignisse, die unser Leben durchkreuzen, die uns fast zugrunde gehen lassen, so wie diese Corona-Pandemie, die z. Zt. weltweit alles bestimmt.

Die Auferstehung Jesu ist uns Grund und Orientierung. Jesus ist nicht wie ein Superman über die schwierigen Situationen des Lebens hinweggegangen. Er ist in die Tiefe gegangen und war so besonders denen nahe, die am Boden sind.

Das Besondere christlichen Glaubens ist seine Lebendigkeit, die alle Seiten des Lebens kennt und bewahrt und nicht verleugnen muss. Starkes und Schwaches, Gesundes und Krankes, Versuchte und Versuchende, ... haben hier ihren Raum.

Ostern ist eine Einladung zum Leben in seiner Tiefe.

„Der Herr ist auferstanden!“ „Er ist wahrhaftig auferstanden!“ Das gilt auch in heutiger Zeit. Amen

Gottes Segen begleite Sie.

Amen

Für mich ist die Osterbotschaft gut zusammengefasst in einer Inschrift in der St. Michaelskapelle auf dem Schwanberg: „Seid ohne Furcht, wenn eines Tages die Kraft der Atome den kreisenden Erdball vernichten sollte, so wird sie doch nichts sein gegen jene Kraft, die den Stein vom Grab wälzte. Christus hat einmal den Tod besiegt und jede Vernichtung ist eingeschlossen in seine und unsere Auferstehung.“