Der rote Faden – eine Lesung

Thema: Die biblischen Schriften eine große Erzählung.

Die biblischen Schriften des ersten und zweiten Testaments sind literarisch komponierte Erzählungen. In ihnen spiegeln sich geschichtliche Erinnerungen. Deshalb gibt es Gesetzestexte, Lieder, Sinnsprüche, Listen, aber auch Märchen, die in diese Erzählungen eingearbeitet sind. Die Verfasser sind zumeist anonym; Sie erzählen von den Erfahrungen einer Gemeinschaft, die vor mehr als zweitausend Jahren im orientalischen Raum, bzw. im Römischen Imperium lebte. Insofern sind die Texte für uns zunächst fremd.

Den Schriften des ersten und des zweiten Testaments ist gemeinsam, dass sie Deutungen und Antworten auf die kollektive Erfahrung von katastrophalen Niederlagen sind. Im Jahre 587 v. Chr. wurde Jerusalem durch die Perser zerstört, die Oberschicht des Volkes wurde ins Exil nach Babylon deportiert. Im Jahre 70 wurde Jerusalem durch die Römer zerstört.

Die Erzählungen wurden von sehr unterschiedlichen Autoren (oder Autorengruppen) in einem Zeitraum von 600 bis 1000 Jahren geschaffen. Sie reflektieren unterschiedliche wirtschaftliche, politische und religiöse Perspektiven. Deshalb gibt es viele Widersprüche und Dissonanzen.

Ein roter Faden ist in den Erzählungen erkennbar, dem wir in der Lesung nachgehen wollen. Er lässt sich in folgenden Fragen zusammenfassen:

Welches sind die Grundeinsichten und Verhaltensweisen, die einer Gemeinschaft (einer Gesellschaft) auf dem Weg zu einer friedvollen und gerechten Gesellschaft Orientierung bieten?

Welche Deutungen werden in den Erzählungen aus dieser fernen Zeit angeboten? Was haben sie uns heute zu sagen, wenn wir die alten Erzählungen mit heutigen Ohren hören?

Die Lesung beginnt mit einer kurzen Einführung in die Struktur der biblischen Schriften als einer Großen Erzählung.

Es folgt dann eine Lesung von exemplarischen Texten, in die kurz eingeführt wird. Die Texte stammen von unterschiedlichen Übersetzern. Sie wird unterbrochen durch kurze musikalische Meditationen von Christopher Kriefall.

Ein Gespräch zu den Texten kann sich sowohl innerhalb der Lesung als auch am Schluss entwickeln.

Hartmut Futterlieb

 

Weil die biblische Schöpfung auch ein musikalischer Auftakt ist, nun ein paar Takte vorab !

Für meine Musik, ist die Sache mit Gott, nicht gänzlich einfach zu lösen.

An der halbakkustischen-klassischen Gitarre und als Komponist, möchte ich nicht nur etwas aneinanderreihen, sondern auch die erzählenden Elemente emotional zulassen. Die biblischen Schriften stellen einen „Kanon“ dar, der durchaus eine lyrische und bildhafte Anreicherung mit Gitarrenmusik beinhalten darf. Auch meine Musik ist ein Beispiel eines Zusammenwirkens mit den Texten.

Von englisch betitelten Liedern und Variationen, die ich schrieb, entwarf ich eine auskomponierte Version zur Gitarre. „Im Anfang schuf Gott … !“ ist der Anfang: nicht allein des „Alten Testaments“ oder meinen Ideen, sondern die spürbare, nicht zufällige Einwirkung der Jesusgeschichte.

Jesus verkörpert einen Neuanfang, dem die alten „Mythen“ sehr vertraut gewesen sind.

Christoph-Alexander Kriefall