Endlich am Ziel angekommen

HNA vom 27.10.2017

Die Baunataler Pilgergruppe ist am Freitag, 20. Oktober, nach neun Jahren und mehr als  2743 Kilometern in Santiago de Compostela angekommen. Die diesjährige letzte Etappe hatte die alte Königsstadt León zum Ausgangspunkt und führte durch die grüne und waldreiche Landschaft Galiziens.

Nach der ersten Hälfte der zweiwöchigen Tour legte die Gruppe einen Pausentag in Sarria ein. Für Pilger hat der Ort eine gewisse Bedeutung, denn er liegt kurz vor dem Punkt an dem die letzten 100 Kilometern beginnen, die ein Fußpilger mindesten zurücklegen muss, um die Urkunde La Compostela zu erhalten. Ansonsten zählt die Kleinstadt in Galizien nicht unbedingt zu den schönsten auf dem Weg. Nur das Kloster und der überschaubare Altstadtbereich laden zum Umsehen ein.  Doch nach dem dortigen Aufenthalt ist der weitere Weg unwiederbringlich verändert: Wahre Menschenströme ergießen sich schon am frühen Morgen auf den Weg: Seniorengruppen, ganze Schulklassen und viele „neue“ Einzelpilger beginnen den Weg hier. Das führt einerseits dazu, dass die Stunde des Schweigens, welche die Baunataler Pilger täglich durchführen von deutlich mehr Geräuschen umrahmt wird, als nur von den eigenen Schritten und dem Zwitschern der Vögel. Andererseits eröffnet sich die Möglichkeit, mit anderen Pilgern ins Gespräch zu kommen. Insbesondere das Holzkreuz, das die Baunataler Pilgergruppe immer mit sich trägt, erregt großes Aufsehen. Da werden Fragen nach dem Warum gestellt und beantwortet und Fotos vom Kreuzträger gemacht. Schließlich bitten sogar mehrere aus Neugier darum, es einmal tragen zu dürfen.

Die Pilger wurden schon seit Beginn der diesjährigen Etappe von Waldbränden begleitet. Während sich die Pilger über das schöne Wetter freuten, sorgten die seit Monaten anhaltende Trockenheit und der Wind für ständig neue Brände. Zunächst befanden sich die Brandherde immer auf der windabgewandten Seite ihrer Route, so dass der Wind den Rauch von ihnen wegtrieb. Mitten in der zweiten Nacht in Sarria jedoch wurden einige Pilger von Rauchgeruch geweckt. Ein Blick auf die am Haus vorbeiführende Straße ergab, dass die ganze Stadt von Rauch eingehüllt war. Er wurde von neuen starken Waldbränden südwestlich der Stadt verursacht und vom auffrischenden Wind herübergetragen und verdunkelte den Himmel noch während des ganzen nächsten Tages und machte das Atmen während der körperlichen Anstrengung des Tages sehr unangenehm. Für Besserung sorgte erst ein Wetterumschwung mit ergiebigen Regenfällen.

Auf dem Platz vor der Kathedrale in Santiago fielen sich die 25 Pilger, welche die letzte Etappe gemeistert hatten, schließlich in die Arme. Beim anschließenden Besuch der Pilgermesse konnte sogar das große Weihrauchfass, das von mehreren Männern durch den Kirchenraum geschwenkt wird, bestaunt werden, ein Akt, der eigentlich nur zu besonderen Anlässen oder nach Spenden durchgeführt wird. Am Abend gab es dann ein großes Festmahl, mit dem die Ankunft gefeiert wurde. (Jana Beck und Geritt Böhm)

 

Hintergrund:

2009 begann die Wanderung

Pfarrer Günter Törner begann mit der Planung der mehrjährigen Pilgertour 2005. Im selben Jahr lief sich die Gruppe noch auf dem Elisabethweg von Eisenach bis Marburg ein. Die 50-köpfige Pilgergruppe brach im August 2009 zu ihrer ersten Etappe auf dem Jakobsweg von Würzburg bis Heubach auf. Es folgten die Etappen durch die Schweiz und Frankreich bis nach Spanien. 2015 kämpften sich die Teilnehmer durch die Pyrenäen, wo die Pilger von einem Sturm heimgesucht wurden. (cge)