Als die Engel tanzten

Krippenspiel mal anders:
Junge Leute haben Spielfilm gedreht

von Ingrid Jünemann
HNA vom 24.12.21

Baunatal - „Das war schon interessant, wie das alles gemacht wird - und dass es so lange dauert“, sagt Luke (13). „Manchmal zwei, manchmal vier Stunden“, ergänzt Jonah (13). Beide sind noch immer angetan von den Erlebnissen. Denn nach vier Vorbereitungstreffen und fünf Außenterminen war ein ungewöhnliches Werk vollendet: Ein Krippenspiel in Form eines richtigen Spielfilms, 18 Minuten lang, der an Heiligabend Premiere hat. Während des Gottesdienstes am Nachmittag wird er in der Baunataler Gethsemanekirche gezeigt. Nachdem im Vorjahr Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, wollte Pfarrer Günter Törner diesmal beim Krippenspiel auf Nummer sicher gehen. Einem Film auf DVD kann auch das Virus nichts anhaben, so seine Idee. Es sollte aber mehr als eine Vorführung sein, die per Video aufgezeichnet wird. Und es sollte ein unvergessliches Ereignis für die jungen Schauspieler werden.

Deshalb engagierte Törner Sönke Westphal mit seiner Filmschmiede Göttingen, ein professionelles Unternehmen.

„Der hat das toll gemacht mit den Kindern“, lobt der Pfarrer. Ihm ist keine vergleichbare Aktion innerhalb der evangelischen Landeskirche Kurhessen-Waldeck bekannt.

„Der kleine Engel Lukas ganz groß“, so heißt das Endprodukt, das sich natürlich an der Weihnachtsgeschichte orientiert. Letztlich geht es darum, Maria und Josef ein Quartier für die Geburt Jesu zu besorgen. Dieses suchten die jungen Leute an vielerlei Orten – zum Beispiel im Gasthaus Hartung in Guxhagen-Büchenwerra, auf einer Weide mit Schafen bei Witzenhausen- Gertenbach und in einem Stall in Kassel-Wilhelmshöhe.

Die Drehorte bedeuteten ganz neue Erfahrungen für manche der 15 Konfirmanden und Krippenspielkinder. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal auf einem Pferd sitze“, sagt Leona, die es nicht so mit großen Tieren hat. Die 14-Jährige spielt die Maria und wird hoch zu Ross zur Krippe gebracht. Auch Finn (14) fand: „Die Szene im Stall war ganz besonders.“ Aber ebenso lustig, ergänzt Leona. Manche Hürde galt es zu meistern, beim Textlernen angefangen. In der engen Gaststätte mussten Szenen mehrfach gedreht werden, bis sie im Kasten waren. Auf Ton und Beleuchtung kam es an. Zudem musste vor der Kamera dargestellt werden, dass Engel Lukas (Emilian, 12) eigentlich unsichtbar ist. Wie das gelang und was sonst noch geschah, wollen die jungen Schauspieler nicht verraten, zumal sie den Film selbst noch nicht in Gänze kennen. Nur soviel: Das Finale spielt im Himmel, im irdischen Leben die Gethsemanekirche, wo die Engel tanzen. „Die wollten gar nicht mehr aufhören“, erzählt Pfarrer Törner begeistert.

Der Heiligabend-Gottesdienst mit der Premiere (15.30 Uhr) ist ausgebucht.

Der Film wird auch beim Kaffeeklatsch der Gemeinde am 13. Januar ab 15 Uhr gezeigt. Bei Interesse an der DVD bitte bei Pfarrer Törner melden.