Bau der Gethsemanekirche

Chronik vom Bau der Gethsemanekirche

Nachdem die Kirchengemeinde Baunatal-Mitte gegründet worden war, gab es zwar eine Kirchengemeinde aber keine Kirche. Die Gottesdienste wurden teils in der Friedenskirche Altenbauna oder im Gemeindehaus "Arche" in der Johann-Gutenberg-Straße gefeiert. Die Arche war ein Einfamilienhaus, das entsprechend eingerichtet worden war. Das große Wohnzimmer war der Versammlungsraum für Gottesdienste oder Kirchenvorstandssitzungen etc. Im Obergeschoss gab es das Gemeindebüro und einen kleinen Besprechungsraum. Im Sommer fanden Gottesdienste auch im Stadtpark auf der Freilichtbühne statt.

Bei der Gründung ist der Kirchengemeinde Baunatal-Mitte bereits ein Grundstück für den anstehenden Kirchbau zur Verfügung gestellt worden, nämlich das Grundstück Theodor-Heuss-Allee / Ecke Rudolf-Diesel-Straße, auf dem unsere Gethsemanekirche heute steht.

Der erste Entwurf für die zu bauende Kirche wurde von einem ortsansässigem Architekten erstellt. Diesen Entwurf konnte die Landeskirche jedoch nicht akzeptieren, da für ein Bauprojekt dieser Größenordnung eine Ausschreibung auch bereits für den Architekten-Entwurf vorgeschrieben ist.

Auf die Ausschreibung für einen sogenannten Architektenwettbewerb wurden drei Entwürfe eingereicht, die von einer Kommission bewertet wurden. Sieger dieses Wettbewerbs war der Entwurf des Architekten Bier aus Spangenberg, der dann auch umgesetzt worden ist.

Nachdem diese Vorarbeiten erledigt, alle Genehmigungen eingeholt und die nötigen Gelder von der Landeskirche bewilligt waren, konnte der Bau beginnen. Bei Bauvorhaben dieser Art und Größe ist es üblich, mit einem Ersten Spatenstich zu beginnen.

8. Mai 1992  - Erster Spatenstich -
Es ist endlich soweit: alle Gemeindeglieder sind eingeladen, dem Ersten Spatenstich beizuwohnen. Gekommen waren auch 
der Dekan unseres Kirchenkreises Herr Hänisch, der Architekt Herr Bier und von der Stadt Baunatal Bürgermeister Grenacher und der 1. Stadtrat Herr Schmook.

Auf dem großen Grundstück sollte natürlich nicht willkürlich irgendwo gegraben werden. Anhand des Entwurfs konnte genau die Stelle ermittelt werden, an der später der Altar stehen sollte. Hier wurde von Pfarrer Hoffmann, Architekt Bier, Dekan Hänisch, Bürgermeister Grenacher, 1. Stadtrat Schmook, Pfarrer Atzert (kath. Kirche Christus Erlöser) und weiteren Personen in der Form eines Kreuzes der Erste Spatenstich vorgenommen.

Bilder vom 1. Spatenstich finden Sie in der Galerie unter dem Titel "Kirchbau: Vom Ersten Spatenstich (08.05.1992) bis zum Richtfest (09.07.1993)".

26. September 1992   - Grundsteinlegung -
Nicht lange nach dem Ersten Spatenstich begannen die Bauarbeiten mit der Gründung des Kirchturms und des Gemeindezentrums. Der Untergrund war leider nicht so fest wie erwartet, weshalb das Fundament für den Kirchturm erheblich größer angelegt werden musste als vorgesehen.

Als diese Probleme gemeistert waren, konnte die Grundsteinlegung gefeiert werden. Die Bodenplatte des Kirchraums war gegossen, der Kirchturm hatte bereits eine Höhe von ca. fünf Metern erreicht und die Säulen am Eingang zum Kirchraum standen auch schon.

Da der Grundstein sichtbar in der Wand des Kirchturms (links vom Eingang) eingelassen werden sollte, saßen die Gäste alle verkehrt herum im zukünftigen Kirchraum, nämlich mit Blick zum Kirchturm. Hinter die Grundsteinplatte mit der Jahreszahl 1992 ist eine Kupferröhre eingemauert worden, die eine Urkunde über die Grundsteinlegung, die aktuelle Tageszeitung, D-Mark- und Pfennigmünzen und weitere Erinnerungsstücke enthält.

Neben vielen Gemeindegliedern waren auch Probst Wehmeyer, Dekan Hänisch, der Pfarrer der Partnergemeinde in Vrachlabi, Vertreter der Stadt Baunatal, Architekt Bier und Mitarbeiter und Vertreter der Baunataler Kirchengemeinden gekommen.

Bilder von der Grundsteinlegung finden Sie in der Galerie unter dem Titel "Kirchbau: Vom Ersten Spatenstich (08.05.1992) bis zum Richtfest (09.07.1993)".

9. Juli 1993  - Richtfest -
Zu jedem ordentlichen Bauwerk gehört auch ein Richtfest. Da nun das Dach unserer Kirche nicht mit normalen Dächern beispielsweise von Wohnhäusern zu vergleichen ist, konnte auch das Richtfest nicht so gefeiert werden wie sonst üblich. Das Richtfest sollte erst stattfinden, wenn die Stahlbauer (statt Zimmerleute) die gewellten Stahlbleche auf die Stahlträger des Daches aufgelegt und befestigt hätten.

Das Richtfest fand daher unter dem Dach statt. Eine geschmückte Erntekrone diente als Richtkranz und war unter dem Kirchdach aufgehängt worden. Den traditionellen Richtspruch sprach der damalige Kirchenvorsteher und Polier der Baufirma Gernot Voigt von der Orgelempore aus.

Wie üblich waren die am Bau beteiligten Handwerker eingeladen. Darüber hinaus war Dekan Hänisch, Pfarrer der umliegenden Gemeinden und eine Delegation aus Südafrika, die gerade zu Besuch im Kirchenbezirk Baunatal war, gekommen. Natürlich wollte auch wieder eine große Anzahl Gemeindeglieder bei diesem Fest mitfeiern. Dekan Hänisch sprach nicht nur ein Grußwort zu diesem Anlass, sondern untermalte mit seiner Gitarre den Gemeindegesang.

Bilder vom Richtfest finden Sie in der Galerie unter dem Titel "Kirchbau: Vom Ersten Spatenstich (08.05.1992) bis zum Richtfest (09.07.1993)".

18. Februar 1994 - Gießen der Glocken -
Zu diesem Anlass hatte Pfarrer Hoffmann eine Gemeindefahrt in den Ort Sinn zur Glockengießerei Rincker organisiert, wo wir dem spannenden Moment des Glockengießens beiwohnen konnten. In einer großen, etwa zwei Meter tiefen Grube waren die Gießformen für etwa zehn bis fünfzehn Glocken in Sand eingebettet. Auf der Sandoberfläche waren mit Hilfe von Schamottsteinen Rinnen ausgeformt, durch die das flüssige Metall zu den Gießöffnungen der Glocken fließen konnte. An jeder Öffnung steckte ein Metallstab mit der Bezeichnung und der Gemeinde, für die die jeweilige Glocke gegossen werden sollte. Rund um die Grube standen wir Gemeindeglieder aus Baunatal-Mitte und Besucher aus den anderen beteilgten Gemeinden.

Nach einem von Pfarrer Hoffmann gesprochenen Gebet gab der Glockengießermeister und Juniorchef Herr Rincker das Startzeichen und der große Schmelzkessel gab das flüssige Metall frei, das durch die Rinnen zu den einzelnen Glocken geleitet wurde. Alle Mitarbeiter der Glockengießerei mussten dabei mithelfen, damit das Metall nicht zu schnell und nicht zu langsam in die Formen einfließt. Eine schwierige Aufgabe, die höchste Konzentration der Mitarbeiter erforderte. Nur so konnte der Guss auch wirklich gut werden und die Glocken hinterher gut klingen.

Dass der Guss gut gelungen ist und die Glocken schön und rein miteinander klingen, kann man z.B. jeden Sonntag vor dem Gottesdienst hören.

Bilder vom Gießen der Glocken finden Sie in der Galerie unter dem Titel "Kirchbau: Vom Glockengießen (18.02.1994) bis zum Einholen der Glocken (02.07.1994)".

 2. Juli 1994  - Einholen der Glocken -
Gut vier Monate hat es gedauert, bis aus dem flüssigen Metall suaber klingende, glänzende Glocken geworden sind.
Auf einem kleinen, offenen LKW sind die Glocken von der Glockengießerei nach Baunatal gebracht worden. Damit die Gemeinde die Glocken auf dem letzten Stück des Weges zur Kirche begleiten konnten, war als Treffpunkt der Parkplatz an der Rundsporthalle verabredet worden.

Dort wurden die Glocken mit Tannengrün geschmückt. Die Konfirmanden hatten große, schön gestaltete Schilder mit den Namen der Glocken gemalt, die zu den Glocken gestellt wurden. Die kleinste Glocke heißt "Gebet" und wird immer zum VATER UNSER im Gottesdienst geläutet. Die zweitkleinste Glocke heißt "Glaube", die zunächst größere heißt "Hoffnung" und die größte Glocke heißt "Liebe".

Nachdem Pfarrer Hoffmann ein Gebet gesprochen hatte, setzte sich die Prozession mit dem LKW an der Spitze in Bewegung und zug die Rudolf-Diesel-Straße entlang zur Kirche. Dort stand bereits ein großer Autokran bereit, der die Glocken in den Kirchturm heben sollte.

Zuvor hielt Pfarrer Hoffmann eine Andacht, die musikalisch vom Posaunenchor der Kirchengemeinde Großenritte begleitet wurde. Auf dem Kirchhof waren Bänke aufgestellt worden, damit der Vorgang des Einbringens der Glocken in die "Glockenstube" gut zu beobachten war.

Bilder vom Einholen der Glocken finden Sie in der Galerie unter dem Titel "Kirchbau: Vom Glockengießen (18.02.1994) bis zum Einholen der Glocken (02.07.1994)".

24. Dezember 1994  - Weihnachtsgottesdienst -
Der Rohbau war fertig und "dicht", also alle Fenster und Türen (zumindest provisorisch) eingebaut und von innen
trocken. Da kam im Kirchenvorstand die Idee auf, am Heiligen Abend einen Gottesdienst in der noch unfertigen Kirche zu feiern. Dies wurde dann auch beschlossen, einen Weihnachtsbaum (Spende eines Gemeindegliedes) besorgt sowie Kerzenständer für den "Altarraum" und eine "Futterkrippe" von der Nachbargemeinde Altenbauna ausgeliehen. Da außer einem vom Architekten Bier zur Verfügung gestelltem Deckenfluter noch kein elektrisches Licht in der Kirche war, wurden auf den künftigen Altarstufen ganz viele Kerzen aufgestellt. Mit den Leuchterkerzen, dem Ddeckenfluter und der Weihnachtsbaumbeleuchtung ergab dies ein sehr stimmungsvolles Bild.

Im künftigen Kirchraum waren alle verfügbaren Bänke (Festzeltgarnituren) aufgestellt, die aber leider nicht für die vielen Besucher ausreichten, so dass Einige stehen mussten. Dies tat der festlichen Stimmung aber keinen Abbruch und es wurde ein wunderschöner Weihnachtsgottesdienst gefeiert.

Alle Anwesenden waren der Meinung, dass dies einer der schönsten Gottesdienste gewesen wäre, den sie je erlebt hätten. Und so freute man sich schon auf den ersten Gottesdienst in der fertiggestellten Kirche.

Bilder vom Weihnachtsgottesdienst finden Sie in der Galerie unter dem Titel "Kirchbau: Weihnachten 1994 und Einweihung Pfingsten 1995".

13. Mai 1995  - Einweihung der Kirche -
Rund drei Jahre nach dem Ersten Spatenstich war es soweit: die Kirche konnte eingeweiht werden. Ein großes und
wichtiges Ereignis zu dem der damalige Bischof unserer Landeskirche Dr. Zippert gekommen war.

Da die Kirchenbänke noch nicht fertiggestellt waren, wurden Stühle bei der Stadt Baunatal (Stadthalle) ausgeliehen. Der Altar hatte noch nicht das goldene Kreuz mit blauem Glas, das heute dort eingesetzt ist, sondern ein Kreuz aus dem Holz, aus dem auch der Altar hergestellt worden ist. Dieses Kreuz hängt heute im kleinen Gemeinderaum. Musikalisch wurde der Festgottesdienst zur Einweihung der Kirche vom Posaunenchor der Kirchengemeinde Großenritte unter der Leitung von Thomas Wagner und vom Kirchenbezirkschor unter der Leitung von Lilo Don gestaltet.

Nach dem Gottesdienst waren alle zu einer Feier eingeladen, die im Jugendraum im 1. Obergeschoss stattgefunden hat. Nach einer einleitenden Rede von Pfarrer Hoffmann gab es viele Grußworte und Glückwünsche. Der Pfarrer aus der Partnergemeinde in Vrchlabie hatte als Gastgeschenk eine Kanne und Schale aus Zinn mitgebracht, die seit dem für das Taufwasser verwendet wird. Der Seniorenkreis und die Holzwerkstatt aus Altenbauna haben ein schön gearbeitetes Holzkreuz für den mobilen Einsatz überreicht.

Zur Erinnerung an die Einweihung der Kirche waren einigen Kisten Weiß- und Rotwein beschafft worden. Die Flaschen waren mit einem besonderen Etikett beklebt worden, das an die Einweihung der Kirche erinnerte. Der Erlös aus dem Verkauf dieses Weins hat einen Teil der Kosten der Einweihungsfeier gedeckt.

Bilder von der Einweihung der Kirche finden Sie in der Galerie unter dem Titel "Kirchbau: Weihnachten 1994 und Einweihung Pfingsten 1995".

Bericht verfasst von Norbert Engelkamp.