Das ganze Leben in einem Koffer

HNA vom 5.12.2008


Konfirmanden haben ungewöhnliche Ausstellung erarbeitet, die auch ins Museum für Sepulkralkultur soll


VON PAMELA SOMMER

BAUNATAL / KASSEL. Was hinterlasse ich, wenn ich sterbe? An was werden sich andere erinnern, wenn sie an mich denken? Normalerweise beschäftigen sich Menschen erst dann mit diesen Fragen, wenn sie ein hohes Alter erreicht haben. In Baunatal haben sich in den vergangenen Wochen einige Menschen Gedanken zu diesem Thema gemacht. Denn Pfarrer Günter Törner und seine Konfirmandengruppe haben Einwohner ab 50 gebeten, einen „Koffer für die Ewigkeit" zu packen. Mit Dingen, die etwas über das eigene Leben erzählen.

„Das Thema Tod gehört zum Konfirmandenunterricht", sagt Törner. Das Koffer-Projekt sei für die Jugendlichen eine spannende Art, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Doch wie entstand die ungewöhnliche Idee? „Durch eine Fernsehreportage habe ich von einem ganz ähnlichen Projekt erfahren", berichtet der Pfarrer. Dort packten Menschen einen Koffer für ihre letzte Reise.

In Baunatal ist der Akt des Kofferpackens jedoch nur ein Teilaspekt. Törner ging es darum, dass die Jugendlichen mit älteren Menschen ins Gespräch kommen. „Der Dialog zwischen den Generationen ist wichtig." Deshalb besuchten die Konfirmanden jeweils einen oder mehrere Kofferpacker zuhause, sprachen mit ihnen über ihr Leben und über die Dinge, die ihnen wichtig sind. Die Ergebnisse dieser Gespräche haben sie schriftlich dokumentiert.

Übers Alterwerden gelernt
Für die Jugendlichen war das eine interessante Erfahrung. „Zuerst war es komisch, dass mir eine wildfremde Person so viel Privates erzählt", sagt Daniel Grothues. Doch die Gespräche seien sehr nett gewesen. Auch Marcel lske zieht eine positive Bilanz des Projekts: „Ich habe viel gelernt. - darüber, wie es ist, alt zu sein, und dass es nicht schlimm ist, auf fremde Menschen zuzugehen."

Inzwischen sind viele Koffer im Erdgeschoss der Gethsemanekirche eingetroffen. In manchen liegen Fotos, in anderen Reiseführer, religiöse Gegenstände und Zeitungsausschnitte. Einer der ausgewählten Baunataler bestückte seinen Koffer für die Ewigkeit lediglich mit verschiedenen Steinen - als Symbole für verschiedene Stationen in seinem Leben.

Am kommenden Sonntag wird das Koffer-Projekt in einem Adventsgottesdienst in
der Gethsemanekirche vorgestellt. Beginn ist um 10 Uhr anschließend können die Besucher die Koffer begutachten. Ab 18. Dezember sollen die Koffer dann im Baunataler Rathaus ausgestellt werden, und auch das Kasseler Museum für Sepulkralkultur hat bereits Interesse an den Objekten gezeigt. „Dort wird es im Frühjahr eine weitere Ausstellung geben", sagt Törner

Ausstellungseröffnung im Foyer des Rathause
am Donnerstag, 18. Dezember, 19 Uhr.

Mo + Do  8.00-18.00 Uhr

Di + Mi    8.00-16.30 Uhr

Fr            8.00-14.00 Uhr

Sa          10.00-12.00Uhr