Im Sommer 1975 sind wir von Karlsruhe nach Heidelberg gezogen. Es war der Beginn der großen Ferien und es war sehr heiß. Ich war sieben Jahre alt und war nicht begeistert von dem Umzug, denn ich war ein Jahr zuvor eingeschult worden und musste meine neu gewordenen Freunde aus der 1. Klasse wieder verlassen.

An dem Tag, an dem wir in die neue Wohnung einzogen, fuhr ständig ein kleiner rothaariger Junge mit seinem Kettcar vorbei. Er war offensichtlich sehr neugierig, was da im Nachbarhaus passierte. Meine Mutter sprach in nach einer Weile an und er sagte, er heiße Moritz und sei auch gerade erst hier eingezogen.

Schon in diesem ersten Moment hatte er das Herz meiner Mutter erobert – schließlich hatte sie sich selbst immer einen Moritz gewünscht. Aber mein Vater und seine Eltern fanden Moritz als Vornamen für einen adeligen Sprößling doch etwas unpassend – deswegen bekam ich den Namen Maximilian und Moritz wurde „nur“ mein zweiter Vorname.

Moritz Mutter war während des Abis schwanger geworden und hatte sich bereits nach der Geburt von ihrem Freund getrennt. Deswegen wollte sie ihren Sohn dann auch nicht Cornelius – wie es in der Geburtsurkunde stand – nennen, sondern er war dann von Anfang an einfach Moritz.

Als Max  & Moritz haben wir in unserer Jugend so einiges angestellt. Einmal ging bei einer wilden Kissenschlacht eine Fensterscheibe zu Bruch. Und wir tyrannisierten unsere Nachbarn mit unserem ständigen Fußballspielen auf der Straße, wenn der Ball mal wieder gegen das Gartentor wummerte oder an eines der geparkten Autos donnerte. Einer der Nachbarn, Dr. Bayer, war sehr böse. Wenn unser Fußball in seinem Garten landete, hatten wir echt Schiss ihn wieder rauszuholen. Moritz meinte ich solle gehen, da ich ja der Größere sei. Und ich war der Meinung, für Moritz sei es weniger gefährlich, weil der Nachbar ja bei einem kleinen „Eindingling“ sicher milder gestimmt sei.

Für meine Mutter war Moritz wie ein zweiter Sohn. Auch ich war in meiner Kindheit fast jeden Tag zu Gast in der schönen alten Villa mit dem großen einladenden Garten, in der Moritz mit seiner Mutter und seinen Großeltern lebte.

Eines Tages war Moritz mal wieder bei uns zum Mittagessen. Es gab irgendetwas mit Fleisch, das Moritz offensichtlich nicht gefiel. Er sagte zu meinen Eltern, er könne das nicht essen, er sei Vegetarier. Meine Eltern waren ganz überrascht und fragten: „Seit wann bist Du denn Vegetarier?“ – „Seit heute“, kam es mit einem verlegenen Grinsen zurück.