150 Kilometer zu Gott

Baunataler pilgern quer durch Hessen von Herzhausen nach Philippsthal

HNA vom 7.08.07
von Göran Gehlen

BAUNATAL.,,Es ist immer ein gewisser Kitzel dabei. Man stellt sich die Frage: Schafft man das?“, sagt Walburga Engelkamp. Die 53-Jährige aus Altenbauna hat in diesen Tagen drei Ziele; Sie will 150 Kilometer von Herzhausen nach Philippsthal laufen, dabei zu sich selbst und zu Gott finden.

Auf ihrem Weg ist Engelkamp nicht allein: 50 evangelische Gläubige aus ganz Deutschland - der Großteil sind Baunataler - pilgern zur Zeit quer durch Hessen. Am Samstag waren die Pilger in Herzhausen gestartet. Heute führt sie ihr Weg von Jesberg nach Groß Ropperhausen. Am Wochenende wollen die Gläubigen Philippsthal erreichen.

Strikter Tagesablauf

Das Programm der Pilger ist strikt: Morgens ab 8 Uhr werden die Wanderstiefel geschnürt, gegen 18 Uhr wollen die Teilnehmer ihre Tagesziele erreichen. Mehrmals täglich gibt es AnstöI3e zum Nachdenken. Danach folgen Schweigezeiten, bevor man sich gemeinsam austauscht.

Das Gruppengefühl, das dabei entsteht, ist für viele Teilnehmer ein Schlüsselerlebnis: ,,Man hat das Gefühl von intensiver Gemeinschaft, die nur ein Ziel hat", sagt Christiane Herrmann aus Großenritte.

Sie ist bereits zum dritten Mal dabei. Je mehr man zusammen erlebe, "desto stärker werde die Empfindung. Dazu müssten die Pilger jedoch mit einer gewissen Einstellung an die Sache herangehen: ,,Man muss neugierig und bereit sein, sich zu öffnen", sagt sie. Nach dem täglichen Marsch ist der Tag für die Pilger noch nicht vorbei. Wenn sie ihre Quartiere, Kirchen und Gemeindehäuser erreicht haben, feiern sie jeden Abend einen öffentlichen Gottesdienst. ,,Wir wollen so mit den dortigen Gemeinden in Kontakt kommen". erklärt Pfarrer Günter Törner von der Gethsemanekirche in Altenbauna.

Vor drei Jahren rief er die erste Pilgerreise ins Leben. Die Zielgruppe seien vor allem Jugendliche gewesen. Heute sind die Teilnehmer im Alter von 15-73 Jahren dabei. Zu den jungen Wanderern gehört Benedikt Wagner aus Altenbauna. Durch andere Jugendliche hatte er vom Pilgern gehört und es ausprobiert. „Das war so toll, dass ich beim nächsten Mal wieder dabei war.“ Trainiert habe er nicht. Nur auf ein kleines Hilfsmittel greift der 18jährige zurück. Ein Wanderstecken, den er auf der letzten Tour gefunden hatte, dient auch in diesem Jahr als Stütze.