Ist Pilgern in Spanien anders?

HNA vom 28.10.2016

Ist Pilgern in Spanien anders? Seit 2009 sind die Pilger der Gemeinde Baunatal auf dem Weg nach Santiago de Compostela.  Gestartet in Würzburg haben sie bereits Süddeutschland, die Schweiz und Frankreich durchquert und sind nun auf dem bekanntesten Wegstück des Jakobsweges angekommen. Diesmal haben sich 30 Menschen auf den Weg gemacht, viele sind von Anfang an dabei, manche nach Pausen wiedereingestiegen, andere versuchen sich ganz neu.

Ein Gepäckwagen begleitet die Gruppe, denn die braucht auf dem Weg noch so manch andere Dinge, als ein klassischer Pilger in seinem Rucksack tragen kann: Einen Koffer mit zwei Kelchen und einem Brotteller für das Abendmahl sowie ein großes Transparent, welches den Evangelisten Johannes zeigt, mit dem sich die Pilger in diesem Jahr inhaltlich auseinandersetzen.

Gedankenimpuls
Ausgehend von Geschichten aus dem Johannesevangelium gibt es jeden Morgen einen Gedankenimpuls, der den Tag begleitet und im Gottesdienst aufgenommen wird. Hier zeigt sich auch, dass Pilgern in Spanien tatsächlich anders ist, denn dort ist es wesentlich schwieriger, eine geöffnete Kirche zu finden als noch im Jahr zuvor in Frankreich.

Viele hilfsbereite Menschen
Dennoch finden sich auf dem Weg viele hilfsbereite Menschen: ein Priester, der zufällig am Wegesrand steht und ohne weiteres seine Kirche zur Verfügung stellt – und am Ende den  essenden Pilgern noch ein Lied vorsingt. Oder eine alte Frau, die plötzlich mit einem riesigen Schlüssel vor der Herberge auftaucht und die Gruppe in die Dorfkirche begleitet.

Zwei Gottesdienste haben auch schon im Freien stattgefunden, einer inmitten der Ruine einer alten Kirche, ein weiterer auf einer Wiese vor verschlossenen Kirchentüren. Andere Pilger werden an dieser Stelle herzlich eingeladen und nehmen dann auch interessiert am Gottesdienst teil, selbst wenn sie die Sprache nicht verstehen. Auch das ist neu: Die vielen Pilger aus unterschiedlichsten Ländern, die sich nun täglich auf dem Weg und in den Herbergen unter die Gruppe mischen und denen man spätestens in der nächsten Herberge wieder begegnet.

Der Weg führt dieses Jahr durch die weltbekannte Weinbauregion Rioja, durch die riesigen, abgeernteten Getreidefelder Kastiliens bis in die alte Königsstadt Leon. Dann sind es noch ein Jahr und 330 km bis zum großen Ziel Santiago.