Marsch durch Wein- und Weizenfelder

HNA vom 19.10.16

30 Baunataler Pilger auf der vorletzten Etappe des Jakobsweges nach Santiago de Compostela

Die Katzen sind im Katzenhotel untergebracht, die Walking-Stöcke hat sie "nur zur Sicherheit" mitgenommen. Sieglinde Gerlach aus Baunatal hat seit Jahren die Berichte über die etappenweisen, von Pfarrer Günter Törner von der Gethsemane-Gemeinde in Baunatal organisierten Wanderungen auf dem Jakobsweg gelesen und sich nicht getraut, mitzulaufen. "Letztes Jahr ist meine 18jährige Enkelin 800km auf dem Weg gelaufen. Da habe ich mir gesagt: Jetzt mach ich es", erklärt die 66jährige. Gerlach ist nicht die einzige "Novizin", die auf der vorletzten Etappe der Baunataler Pilger auf dem knapp 3000 km langen Jakobsweg von Würzburg nach Santiago de Compostela mitläuft.

Auch die Lehrerin Elke Hubweber aus Niedenstein ist mit von der Partie. Ihre Kinder seien inzwischen groß, auch die Doppelbelastung von Beruf und Familie ist geringer geworden. "Da kann man sich etwas gönnen und zur Ruhe kommen", sagt die 48jährige, während sie ihr Gepäck von Heinz Arend im Gepäckraum des Begleitfahrzeuges verstauen lässt.

Mehr als 350 km Fußmarsch
Am Wochenende sind die 30 Pilger unter Leitung von Pfarrer Törner zur vorletzten Etappe in Nordspanien gestartet. Zunächst ging es mit dem Flieger von Frankfurt nach Bilbao, dann mit dem Bus nach Los Arcos in der Region Navarra und dann ging es auf den Jakobsweg. Übernächsten Samstag werden die Pilger ihr Ziel, die Stadt León nach mehr als 350 km Fußmarsch, unterbrochen von Gottesdiensten, bewußten Zeiten der Stille und anregenden Gesprächen erreicht haben.

Verlaufen können sie sich nicht. Denn in der Gruppe läuft der gebürtige Spanier Andres Fernandez aus Marburg mit, der 1964 als Gastarbeiter nach Deutschland kam. Er wird den Pilgern einiges über Landscht und Leute seiner Heimat erzählen können und alte Bekannte wiedertreffen. Der Weg führe zunächst über ein ausgedehnte Hochebene, die Meseta, mit endlosen gelben, abgeernteten Weizenfeldern, dann durch das berühmte Weinbaugebiet La Riocha, erzählt er. "In Spanien ist es üblich, zu jedem Abendessen ein Glas zu trinken", sagt Fernandez. Die Pilger übernachten in privaten Herbergen, die staatlichen seien nicht vorzubuchen, sagt Pfarrer Törner.

Die Baunataler Pilger laufen nun schon seit 13 Jahren immer im Herbst die Etappen des Jakobsweges. Am 2. Advent im nächsten Jahr werde es einen Pilgergottesdienst mit Bischof Dr. Martin Hein in Baunatal geben, kündigte Törner an. Aus den zahlreichen Erlebnissen und Fotos der Reisen sollen dann zwei Bücher und ein Bildban entstehen. (pdi)