Pfarrer seilt sich ab
Extra Tip 17.10.2004
Baunatal. – Früher war alles anders. Da wurde noch mit D-Mark bezahlt und der Kaufmannsladen war gleich um die Ecke. Die Kinder gingen noch zu Fuß zur Schule und das Fernsehen hatte gerade mal drei Sender. Alles hat sich geändert. Und vieles sogar im kirchlichen Bereich. Mussten früher noch im Konfirmandenunterricht die zehn Gebote gepaukt, Lieder auswendig gelernt und Bibelstellen besprochen werden, geht es dort heute anders zu. Zumindest in Baunatal.
Die Schützlinge von Pfarrer Günter Törner wagten am vergangenen Freitag eine besondere Aktion. Vom rund 25 Meter hohen Kirchturm der Gethsemanekirche in Altenbauna seilten sie sich zum Boden ab. die Idee dazu kam vom Pfarrer selbst. „Ich mache das, um den Jugendlichen eine ICH-Stärkung zukommen zu lassen. Einige von ihnen können das ganz gut gebrauchen“, sagt der Geistliche, der sich selbst als erster vom Kirchturm abseilte. Er selbst sei kein Hobbykletterer: „Ich tue das nur, um die Konfirmanden zu unterstützen“, so Törner.
Gut die Hälfte seiner Konfirmandengruppe hat an der Aktion mitgewirkt. Eine Woche zuvor war die Gruppe nach Südhessen gereist, um an einer Kletterwand zu üben. Mit dabei zur Betreuung war auch Vater Jörg Feder. „Das ist ein ganz anderer Konfirmationsunterricht als ich ihn früher mitgemacht habe, auf jeden Fall besser“, lobt er die Idee des Pfarrers.
„Aus dem Fenster auszusteigen, dass war das Schwerste“. Das berichten die meisten der 24 Jugendlichen Teilnehmer. Und Angst will sowieso keiner gehabt haben, wenn die meisten auch zugeben, erleichtert zu sein, wieder auf festen Boden zu stehen.
Bewundernde Blicke fingen die Jungs von den jugendlichen Zuschauern ein. Jennifer, Isabelle und Kimberly schauten lieber vom Boden aus zu, als sich selbst abzuseilen, fanden es aber ganz toll, was ihre Kameraden so anstellten.
von Uwe Herbold