Pilgerquartier im Bunker

Gruppe der Gethsemanekirche berichtet von ihrer Tour quer durch die Schweiz

HNA 28.10.2011

Baunatal. Am kommenden Sonntag wollen sie in einem Gottesdienst berichten: Die Pilger der evangelischen Kirchengemeinde Baunatal-Mitte haben während der Herbstferien auf ihrem Weg durch die Schweiz viel erlebt. Und 290 Kilometer zu Fuß abgespult.

„Fast ohne Blessuren“, wie Pfarrer Günter Törner sagt. Immer mit dem Ziel vor Augen, bis 2018 den gesamten Jakobsweg bis ins spanische Santiago de Compostela zu schaffen.

38 Männer und Frauen im Alter von 18 bis 73 wanderten mit auf dem Weg von Münchwilen südlich das Bodensees bis nach Lausanne am Genfer See. Zusätzliche 60 Kilometer wurden mit Schiff und Bahn absolviert, um bestimmte Quartiere zu erreichen. Gemeindehäuser, Freizeitheime und Zivilschutzbunker dienten als Übernachtungsplätze. Bunker? Ja, antwortet Törner: Da in der Schweiz für jeden Bürger ein Schutzplatz da ist, werden solche Orte Gruppen wie der aus Baunatal angeboten.

„Das war gewöhnungsbedürftig“, sagt Törner. In den abgeschotteten, fensterlosen Räumen habe man zwangsläufig an Krieg denken müssen. Aber es gab Duschen. So kursierte jeden Abend die Frage: „Gibt es heute Fenster oder Duschen?“

Die Tour machte zudem deutlich: Die Quartierfrage wird desto schwieriger, je weiter es nach Süden geht. Viele Kirchengemeinden seien nicht an fremden Pilgern interessiert. Törner will nun in Frankreich alle politischen Geeinden entlang der nächsten Etappen anschreiben, da auch Camping Probleme bedeute.

Natürlich spielten Fragen des Glaubens auch während des Pilgerns durch die Schweiz eine große Rolle. Und es gab immer wieder Schweigestunden.

Die nächste Etappe im Herbst 2012 soll über Genf und dann in Frankreich die Rhone entlang bis mindestens südlich von Lyon führen. (ing)