AUF DEM WEG NACH SANTIAGO DE COMPOSTELA (II)

von Heubach nach Münchwilen, Schweiz

von Kirsten Bingel

Mittwoch, den 28.07.2010
Heute ist es wieder soweit! Der Koffer ist gepackt, der Rucksack geschnürt und die Wanderschuhe sind eingelaufen – hoffentlich genügend!? Um 6.30Uhr beginnt sich der Kirchhof der Gethsemanegemeinde in Baunatal-Mitte langsam mit Leben zu füllen. Der größte Teil der fünfzigköpfigen Pilgerschar trudelt nach und nach ein. Viele vertraute Gesichter sind dabei, auch einige Pilgerneulinge. Eine bunte Menschenmenge, die erwartungsvoll und fröhlich durcheinanderwuselt. Die Wiedersehensfreude vertreibt vorübergehend die Restmüdigkeit aus den Augenwinkeln. Das vertraute Pilgerfeeling stellt sich bei mir ein, so als wären nur wenige Tage, nicht aber ein ganzes Jahr vergangen seit unserem letzten Weg im Sommer 2009 von Würzburg nach Heubach.
Mit dem Bus brechen wir schließlich um 7.00Uhr zu unserem letztjährigen Zielort auf, um uns von dort weiter auf den Weg Richtung Santiago de Compostela zu machen. In Heubach werden auch die restlichen Pilger zu uns stoßen und unsere Gruppe komplettieren. Im Bus überfällt die meisten dann doch noch einmal die Müdigkeit. Die nächsten Nächte werden sicher auch kurz genug ausfallen.
Wir sind auf dem Weg!
 

Die Begrüßung in Heubach ist ausnehmend herzlich, so wie schon im letzten Jahr. Die Tische sind reichlich gedeckt mit Butterbrezen und Kuchen. Außerdem finden wir auf unseren Plätzen liebevoll dekorierte Sträußchen vor, die uns symbolhaft auf unseren Weg einstimmen sollen. Rote Servierten stehen für die Liebe, die uns begleiten möge. Getreideähren in Getränkeflaschen stehen für das tägliche Brot und Wasser, das uns nie ausgehen soll. Gelbe Wiesenblumen, die giftig sind und zugleich als Heilkraut Verwendung finden erinnern uns, alles mit Vorsicht und in Maaßen anzugehen. Der Duft von Lavendelblüten soll uns einen guten Schlaf bescheren. Wir nehmen diese herzlichen Wünsche gerne mit auf den Weg und binden die Sträußchen zur Erinnerung an unser Pilgerkreuz. So gerüstet können wir unsere Reise nun getrost beginnen, doch zuvor gibt es noch eine ganz besondere Premiere. Constanze, unsere Pilgerschwester vom letzten Jahr möchte ihr inzwischen geborenes Kind Lisbeth gerne von Günter in unserer Pilgergruppe taufen lassen. Über diese Ehre freuen wir uns ganz besonders und feiern mit Constanze, Andreas, Lisbeth sowie ihren Paten und Großeltern eine ergreifende Tauffeier in der Heubacher Kirche.
Mit dem Segen der ortsansässigen Pfarrerin gerüstet, machen wir uns schließlich wirklich auf den Weg, denn einige Kilometer, sowie ein ordentlicher Berg liegen noch vor uns auf unserer heutigen Tagesetappe. Bei munteren Gesprächen fallen die ersten Schritte erstaunlich leicht, auch ein sanfter Nieselregen, der gelegentlich etwas eindringlicher wird kann unsere Stimmung nicht trüben. Wir laufen. Der Berganstieg offenbart herrliche Ausblicke ins Tal. Wiesen und Felder aus denen Nebelwolken aufsteigen. Leider bleibt nicht viel Zeit um diese Ausblicke wirklich genießen zu können – das Tempo zieht an – der Berg ruft.  Noch sind wir nicht eingelaufen und aufeinander eingespielt. Die Gruppe zieht sich immer wieder über viele Meter auseinander. Nach gut zwei Stunden Marsch tauchen zum ersten Mal unsere beiden Versorgungsfahrzeuge an einer Kreuzung im Wald auf. Achim und Fritz, unsere diesjährigen Fahrer, versorgen uns mit frischen Getränken und dem restlichen Kuchen aus Heubach. Das vordere Drittel der Gruppe hat diese lohnende Verschnaufpause leider verpasst. Wir Zurückgelassenen genießen die Stärkung dagegen in vollen Zügen, bevor wir beginnen wieder aufzuschließen.
Nach rund 16km erreichen wir am Abend ein wenig durchnässt gemeinsam Böhmenkirch. Die Pfarrerin kommt uns bereits entgegengefahren, während wir in einem Rohbau vor dem Ortseingang eine kleine Rast einlegen und Schutz vor dem uns weiterhin begleitenden Regen suchen. 
Unser Quartier ist ein recht geräumiges Gemeindehaus mit integriertem Kirchenraum, der eine interessante, sternförmige Deckenkonstruktion aus Holz aufweist. Viel mehr als diese bauliche Besonderheit finden allerdings die vom Hausmeister persönlich für uns zubereiteten Spaghetti mit Soße Beachtung, die wir nach unserem abendlichen Gottesdienst serviert bekommen. Leider verrät der Koch nicht, was in seiner Spezialsoße so alles drin steckt, dafür ist er mit der Austeilung des Essens umso spendabler und freut sich offensichtlich an unserem gesunden Appetit.
Während des Essens stellt sich heraus, dass wir ein Geburtstagskind unter uns haben.  (Monika?) bekommt zur Feier des Tages eine Flasche Sekt von Günter überreicht und natürlich ein Geburtstagsständchen von der ganzen Gruppe.
Trotz kleiner Geburtstagsfeier und Freude über die erste geschaffte Etappe ziehen sich die meisten Pilger recht zeitig in ihre Schlafsäcke zurück. Die Nachtruhe kehrt ein. Morgen liegen 28km vor uns, da wollen wir ausgeschlafen sein, auch wenn der Hausmeister uns beruhigt, dass mit dem soeben überwundenen Berg die schlimmste Strecke unseres Weges bereits hinter uns liege.


Donnerstag, den 29.07.2010
Die Nacht war ruhig und erfrischend. Leider werde ich gegen 5.00Uhr von einem Gewitter geweckt. Meine Befürchtungen für diesen Tag zerschlagen sich jedoch rasch, denn nachdem wir uns an einem reichhaltigen Frühstücksbuffet gesättigt haben und marschfertig vor der Tür zum Morgengebet antreten, ist das Gewitter schon wieder auf dem Rückzug. Die letzten Tropfen geleiten uns zum Dorf hinaus während der Himmel langsam aufklart. Tag, was wirst du uns bringen?

28 km liegen hinter uns. Wir sind alle wohlbehalten in Lonsee angekommen, dennoch fühle ich mich etwas erschlagen. Die letzten Kilometer waren zugegebener Maßen recht anstrengend. Die ersten zwei Blasen haben sich auch eingestellt, trotz Doppelsockentechnik.
Das Wetter war genauso abwechslungsreich wie die Wegstrecke, mal Regen und mal Sonnenschein, Waldgebiete, Getreide- und Maisfelder, Blumenwiesen, Dörfer, kleine Anstiege und Täler. Die angeregten Gespräche unterwegs haben das Laufen jedoch recht leicht gemacht und trugen uns Stück für Stück vorwärts. Besonders angenehm, fast Meditativ empfinde ich das Gehen während der Schweigezeiten zu den Impulsfragen mit denen heute begonnen wurde. Das erweiterte Leitungsteam aus Günter, Reinhold Strube, Ute, Kristina und Dietrich, Jana sowie Thomas hat sich in diesem Jahr entschieden, dass uns der 139. Psalm auf unserem Weg begleiten wird und zwar unter dem Aspekt der darin repräsentativ enthaltenen Lebensstufen eines Menschen. Heute haben uns Ute und Kristina zurückgeführt in unsere Kindheit. Es war für mich recht erstaunlich zu entdecken, was ich eigentlich von meiner Geburt und Kinderzeit weiß, bzw. gerade nicht weiß. Wann redet man schon mit seinen Eltern über dieses Thema, obwohl es doch ein so einschneidendes Erlebnis für Eltern und Kind ist. Ganz unterschiedliche Erfahrungen brachten die Mitglieder unserer kleinen Gesprächsgruppe während des Austausches aber besonders zu der Frage mit, wie und wo unser Leben durch Erwartungen unserer Eltern in unserer Kindheit geprägt wurde. Wir stellten fest, dass es nicht selten gerade die unausgesprochenen, indirekten Erwartungen der Eltern sind, die uns in dieser Phase des Lebens beeinflusst haben, sei es indem man sich als Kind und Jugendlicher den Erwartungen beugte, oder sich im Gegenteil dagegen auflehnte. Die Diskussionsrunde in der Mittagspause wird vom einsetzenden Regen aufgelöst und so geht es rasch weiter, dem nächsten Ziel entgegen.
Am Nachmittag dürfen wir noch eine Zwischenrast in einem kleinen Dorf einlegen. Unsere Fahrer haben einen Bauern gefunden, der uns in seiner Scheune Unterschlupf gewährt. Marlene und Reinhold machen es sich gleich in einem frisch duftenden Heuahaufen bequem, während wir anderen uns ebenfalls ein ruhiges Plätzchen suchen. Als Rückführung in unsere orale Phase dürfen wir uns während der Pause jeweils zu Zweit mit Joghurt füttern. Für manche eine lustige Abwechslung, die zu einigen Späßchen animiert. Elke, unser Geburtstagskind des Tages spendiert hinterher, ganz passend zur heutigen Thematik, noch eine Runde Negerküsse.
Nach dieser beschwingten Pause erreichen wir das Nachtquartier recht pünktlich, sodass uns vor dem Gottesdienst noch einige Zeit zum Erfrischen und Waschen bleibt. Monika hat eine Camping-Dusche im Gepäck, die sie im Garten des Gemeindehauses testet. Ein Genuss, den sie gerne mit einigen Mitpilgern teilt. Doch auch wer nicht mehr dem Duschvergnügen frönen konnte, findet sich sauber und frisch um 19.00Uhr zum Gottesdienst in der Kirche ein. Mich erstaunt es jedes Jahr wieder auf’s Neue, wie wir das mit 50 Leuten und manches Mal lediglich zwei Waschbecken hinbekommen.
Nach Gottesdienst, Abendessen mit Suppe aus der Küche von Achim und Fritz, sowie der Feedbackrunde beenden viele den Tag heute etwas früher, wohlwissend, dass morgen die erste Etappe mit 30km auf uns wartet. 

 
Freitag, den 30.07.2010
In der Weite des Raumes und doch geborgen unter dem Schirm Gottes empfinde ich das Schlafen in einer Kirche normalerweise als äußerst erholsam. Liegt die Kirche unmittelbar an einer ICE-Strecke relativiert sich das Ganze jedoch entschieden, wie ich heute Nacht feststellen musste. Alle halbe Stunde fuhr ein Zug –zumindest gefühlsmäßig- direkt durch die Kirche, was bei einer kleinen Gruppe an Kirchenschläfern in Lonsee zu einer verhältnismäßig kurzen Nachtruhe führte. Da wir aber sowieso bereits um 7.30Uhr abmarschbereit seien mussten, war dies kein größeres Defizit. Außerdem gab es eine eigene Toilette in der Kirche, was uns dem Gedränge vor den Waschbecken im Gemeindehaus entgehen ließ. Fast pünktlich konnten wir nach dem Morgengruß somit dem Tag fröhlich entgegengehen. Auch die guten Wetteraussichten ließen uns hoffen, dass unsere Gruppe die vielen vor uns liegenden Kilometer gut bewältigen würde, zumal am Ende des Tages das Ulmer Münster lockte, in dem wir unseren Abendgottesdienst feiern würden.

Die Füße schmerzen etwas, die Beine fühlten sich Bleischwer an während des Stehens zur Abendmahlsfeier im Gottesdienst, aber es ist zugleich ein erhebendes Gefühl durchgehalten zu haben. Vielleicht fiel mir und einigen anderen das Laufen heute schon viel leichter, weil Ute gestern in der Feedbackrunde einen sehr motivierenden Ausspruch in den Raum gestellt hat. Sinngemäß: Ein Ziel ist im Grunde schon erreichen, wenn wir es fest im Kopf haben. So bin ich heute Morgen losgelaufen mit dem Kopf bereits in Ulm, da mussten die Füße ganz einfach die 30km hinterher.

Das Wetter hat zudem bis auf ein paar ganz kleine Schauer tatsächlich wunderbar mitgespielt. Der Weg war landschaftlich herrlich und die Rastplätze boten jeweils einen bezaubernden Blick in die Umgebung. Wunderschöner Märchenwald wechselte mit Kornfeldern aus denen gigantische Windräder aufragten, dazwischen bunte Blumenwiesen. Das gleichmäßige Neben- Vor- und Hintereinanderherschreiten während der Schweigezeit tat ebenso gut, wie die Abwechslung bei intensiven Gesprächen. Streckenweise merkte ich gar nicht mehr, dass ich eigentlich laufe. Für manch eine und manch einen wurde die heutige Strecke jedoch zur ersten Bewährungsprobe. Gut, dass wir die beiden Versorgungsbusse dabei haben, sodass allen die Gewissheit bleibt, am Abend auf jeden Fall am Ziel anzukommen und nicht auf der Strecke zu bleiben. Ein paar angeschlagene Pilgerschwestern und Brüder ersparten sich und ihren Füßen zumindest die letzte halbe Stunde Asphaltlaufen durch Ulm und fuhren mit dem Nahverkehrsbus vom Stadtrand aus direkt zum Münster. Der Zieleinlauf erwies sich dann auch tatsächlich als recht beschwerlich, vor allem, weil die Spitze des laut Thomas höchsten Kirchturmes in Deutschland(167m) lange nicht näher zu kommen schien, sondern immer wieder unseren Blicken entschwand und im Häusermeer abtauchte. Am Ende waren wir sicherlich alle froh, als wir um die letzte Straßenecke bogen und den weit ausladenden Kirchplatz vor uns liegen sahen. Unser Einzug durch das Kirchenportal und natürlich unser fast himmlischer Gesang im Chorraum entschädigten uns jedoch für die Anstrengung des Tages.
Der morgendliche Impuls führte uns übrigens noch einmal zurück in unsere Kindheit. Wir wurden angeregt darüber nachzudenken, was uns an Fähigkeiten mit auf den Lebensweg gegeben wurde, was wir davon intensiviert, oder vernachlässigt haben. All das schrieben wir symbolisch für den Reichtum unserer in uns angelegten Möglichkeiten in einen „Ursprungskreis“, den wir bereits seit gestern bei uns trugen. Vernachlässigte Talente schnitten wir aus und nähten sie lose wieder an, damit auch sie nicht verloren gehen. Im Gedankenaustausch zeigte sich, wie vielfältig und verschieden begabt wir doch eigentlich alle sind, das motivierte und machte Mut. Im Gottesdienst mit Ute und Kristina wurde diese Erfahrung aufgegriffen und anhand unserer Ursprungskreise gezeigt, dass viele Menschen zusammen mit ihren Talenten und auch ihren Defiziten gemeinsam eine runde Sache abgeben.
Nach dem Gottesdienst waren wir von der Gemeinde eingeladen einen großen Berg Wurstsalat zum Abendessen zu vertilgen. Eine Aufgabe, der wir uns freudig und mit Erfolg stellten, bevor wir uns alle gemeinsam in einem einzigen riesigen Saal zum Schlafen in unsere Schlafsäcke zurückzogen.


Samstag, den 31. Juli 2010
Bereits um 5.00Uhr in der Frühe sind die Waschbecken in der Damentoilette von einigen Frühaufsteherinnen belegt. Manche von uns haben versprochen in der improvisierten „Küche“ unserem Versorgungsteam bei der Zubereitung des Frühstücks behilflich sein und haben sich deshalb extra zeitig aus dem Schlafsack gequält. Unser Übernachtungsquartier ist eigentlich ab heute wegen anstehender Baumaßnahmen geschlossen. Wir halten uns also gleichsam illegal im Begegnungszentrum auf und müssen es ordentlich und pünktlich hinterlassen, bevor die ersten Bauarbeiter anrücken. Unsere beiden Fahrer haben allerdings bereits so gut vorgearbeitet, dass nicht mehr allzu viel zu tun übrig bleibt für die arbeitswilligen Helferinnen.
Heute liegen nur 25km vor uns, das Wetter soll laut Wetterbericht beständig bleiben und am Abend stehen sogar Duschen in Aussicht. Was will ein Pilgerherz mehr?

Nachdem 150 Brötchen verspeist, oder in Frühstücksdosen verpackt waren ging es wieder auf den Weg. Die Stimmung in der Gruppe erschien mir recht gelöst und vergnügt, auch wenn einige inzwischen mit Blasen an den Füßen, oder Beschwerden an Beinen und Knien zu tun hatten. In diesem Jahr trifft es ganz offensichtlich auch die Männer etwas härter. Christoph kämpft tapfer mit einer Sehnenscheidenentzündung im Unterschenkel. Retterspitz sei Dank ist er aber bis zur Mittagsrast dabei gewesen. Sein Glück, denn der Weg bis zur großen Mittagspause ist wieder eine wahre Augenweide. Schön sich einmal zu Fuß durch diese fantastische Landschaft zu bewegen. Aus dem Auto heraus kann man diese Anblicke überhaupt nicht genießen.
Doch auch die Begegnungen mit anderen Menschen in und außerhalb der Gruppe sind Erlebnisse, die man wohl nur auf einem Pilgerweg so intensiv erleben kann. Zur mittäglichen Rast stellte uns zum Beispiel eine Bauersfamilie ihre Wiese am Haus zur Verfügung, sowie eine externe Toilette. Für diese Freundlichkeit bedankten wir uns mit einer Pilgerkerze, sowie einem kleinen Ständchen an der Haustür. Die Bauersfrau war sichtlich gerührt, wir waren es auch.
Thematisch befinden wir uns gerade mitten in der Pubertät. Männer und Frauen werden sich heute und Morgen in getrennten Gruppen aufhalten. Ein bisschen haben wir die Gesellschafft der Herren schon vermisst, allein unter uns Frauen war es aber auch sehr angenehm. Es gibt ihn eben doch, den kleinen Unterschied zwischen Männern und Frauen und manches erzählt sich wirklich leichter, ohne die Herren dabeizuhaben. In der Vormittagsrunde ging es bei beiden Gruppen um die Fragen: Wie war ich in der Pubertät, stark oder unsicher? Wie war meine Beziehung zu den Eltern? Welche Personen haben mich in dieser Zeit geprägt? Wie habe ich den ersten Kuss erlebt?  Spannende Fragen, die wir in den Gruppen ausgiebig besprachen und die so manche Gemeinsamkeit im Erleben der Teilnehmer offenbarte. Die Pubertät ist eben keine einfache Zeit, sowohl für Eltern als auch für Kinder und das wird wohl immer so bleiben.
Am Nachmittag trennten sich dann die Wege von Frauen und Männern nicht nur räumlich, sonder auch thematisch. Während die Herren sich mit dem Märchen vom Eisenhans beschäftigten, befassten wir Frauen uns mit unserem Verhältnis zur Mutter anhand des Märchens von der Gänsehirtin am Brunnen. Aufgabe war es von einer roten Schnur (Nabelschnur) einen Teil abzuschneiden, der symbolisch für das steht, was wir von unserer Mutter gerne übernehmen möchten, was uns weiter verbindet. Der Rest der Schnur wurde um ein Stöckchen gewickelt, welches wir bis Morgen mit uns tragen sollen. Was die Herren so alles zu besprechen haben erfahren wir nicht, dafür sollen wir auch nichts über unsere Themen preisgeben. Eine geheimnisvolle Zeit also die nächsten zwei Tage, wirklich fast wie in der Pubertät. Man wüsste schon gerne, was da auf der anderen Seite los ist, man spekuliert und tuschelt, aber die andere Welt bleibt doch ein Stück verschlossen.
Am Abend erleben wir einen herzlichen Empfang in Erbach. Nach ausgiebigem Duschen in der Mehrzweckhalle, in der wir auch übernachten werden, gibt es Pellkartoffeln mit leckeren Quarkvariationen im Gemeindehaus. Eine tolle Idee. Besonders schön finde ich es, dass einige Erbacher sich zum Gottesdienst und zum Essen uns gesellt haben. Das ist nicht in allen Gemeinden so. Die Stimmung ist entspannt, sodass das Team sich entschließt den Gesprächen freien Lauf zu lassen und auf die obligatorische Feedbackrunde ausnahmsweise zu verzichten. Wir sind alle einverstanden und genießen den Abend in angenehmer Gesellschaft.
Auf dem Kirchdach entdecken wir außerdem noch eine kleine Attraktion des Ortes, Storchenjunge. Unmittelbar in Kirchennähe befindet sich ein großes Nest mit einer ganzen Storchenfamilie. Wir Pilger bestaunen die Störche von unten, während wir aus luftiger Höhe von den Störchen beäugt werden. Ein wunderbares Bild.

 

Sonntag, den 01. August 2010
Ausgeschlafen verlasse ich meine Schlafstätte im Flur der Mehrzweckhalle. Langsam wird es munter in den Zimmern und auf dem Gang. Nur den ausgestopften Biber im Aquarium neben der Tür lässt unsere betriebsame Unruhe völlig ungerührt. Heute dürfen wir uns einfach an gedeckte Tische setzten. Der Pfarrer und einige Damen aus der Gemeinde hatten für uns bereits alles hergerichtet, als wir im Gemeindehaus eintrafen. Sonntäglicher Pilgerluxus den wir ausgiebig genießen.
So entspannt wie das Frühstück und unsere Verabschiedung verliefen, ging es an diesem Tag weiter. Die Sonne zeigte sich von ihrer besten Seite, so dass wir dankbar jedem schattigen Winkelchen entgegen strebten. Wir Frauen ließen die Herren nach einer kurzen Wegstrecke an einem kleinen Seitenarm der Riss zurück und machen uns auf den Weg zum Hauptfluss. Dort angekommen gönnten wir uns eine Pause im kühlen Gras. Einige wagten es sogar ihre Füße in das vorbeischäumende Wasser zu halten. Schließlich stimmte uns Ute mit einer Wassermeditation auf ein weiteres Ritual ein. In zwei Gruppen stiegen wir zum Fluss hinunter und ließen unsere Stöcke mit der restlichen Nabelschnur davon treiben. Ein sehr ergreifender Moment mit seiner ganz eigenen, ganz besonderen Stimmung. Bis zum Zusammentreffen mit der Männergruppe zur gemeinsamen Mittagspause gab es noch einen Impulse mit auf den Weg. Wir sollen einmal darüber nachdenken, ob, wann und warum wir uns während unserer Pubertät hinter Masken verborgen haben, so wie die schöne Königstochter aus unserem Märchen sich in der Haut einer alten Gänsehirten versteckte. Unser Austausch darüber findet nach etwa einer Stunde ein wenig abseits der Straße hinter einer Schatten spendenden Hecke statt. Die Männergruppe hat uns inzwischen überholt und wartet zusammen mit den Versorgungsfahrzeugen auf einem Parkplatz am Dorfrand von Schemmerberg auf uns. Die Menschen in den Dörfern, denen wir unterwegs begegnet sind haben schon manches Mal ein wenig seltsam geschaut, wenn wir mit ca. 30 Frauen schwatzend oder schweigend durch die Straßen zogen. Ein Mann wagte sich sogar zu erkundigen, was wir denn für ein Verein seien und so ganz ohne männliche Begleitung. Nun ja, zur Mittagsrast hatten wir sie ja wieder eingeholt, unsere Herren, allerdings nur, um uns nach einer ordentlichen Stärkung mit Bananen, Gemüse und Joghurt erneut von ihnen zu trennen. Erst am Abend kurz vor Warthausen fanden unsere beiden Pilgerzüge endgültig wieder zusammen. Unterwegs auf den letzten 12-13km durchdachten und besprachen wir Damen das Thema Verletzung. Wann und warum habe ich in der Pubertät geweint. Weshalb weine ich heute und was hilft mir mit Traurigkeit und Verletzung umzugehen? Unser Gruppengespräch am Ufer eines Baches wurde sehr intensiv. Es ist eine schöne Erfahrung so offen miteinander reden zu können, eine Erfahrung, die im Alltag recht selten geworden ist. Wer mag schon seine verletzlichen Seiten in aller Öffentlichkeit preisgeben? Die Männer saßen derweil auf der anderen Seite des Bächles und wir sahen mit Neugier, dass sie an verschiedensten Stellen mit Tapes bepflastert waren. Doch wir mussten uns in Geduld üben, denn auf beiden Seiten war es eisernes Gesetz bis zum Gottesdienst Schweigen zu bewahren über die Vorgänge und Erfahrungen in den eigenen Reihen.
Vor dem Ortsschild gab es schließlich eine letzte kurze Verschnaufpause, dann ging es mit Gesang zum Gemeindezentrum in Warthausen, wo wir bereits vom Pfarrerehepaar empfangen wurden.
Durch die relativ kurze Strecke von ca. 23km lagen wir ganz gut in der Zeit so dass sich die meisten von uns vor dem Gottesdienst noch in frischmachen und die Füße pflegen konnten.
Der im Gemeindezentrum integrierte Kirchenraum ist in Warthausen interessanterweise kreisrund, modern, hell und freundlich. Eine Frau aus der Gemeinde hatte auch hier extra ein auf uns Pilger abgestimmtes Blumenarrangement entworfen. Verstreut um eine leuchtende große Blüte angeordnete Mohnkapseln sollten für die Vielheit der Wege und die Verschiedenheit der Menschen stehen, die sich zu einem gemeinsamen Ziel zusammenfinden - so ähnlich hat es meiner Erinnerung nach der Pfarrer bei seiner Begrüßung im Gottesdienst erklärt.
Im Verlauf des Gottesdienstes erfahren wir dann auch endlich, zumindest ansatzweise, womit sich die jeweils gegengeschlechtliche Gruppe in den letzten zwei Tagen auseinandergesetzt hat. Die Männer haben sich gegenseitig als Ritual die Haare im Bach gewaschen und offenbar ähnlich wie wir über ihren Umgang mit Verletzung und Schmerz gesprochen, daher die Pflaster. Es muss eine sehr intensive Erfahrung für die Herren gewesen sein, denn sie haben während dieser zwei Tage ganz offenkundig einen engen Zusammenhalt entwickelt. Ihr Umgang miteinander ist merklich vertrauter geworden.
Nach dem Gottesdienst serviert unser Küchenteam Nudeln mit Soße und Suppenreste. Wenn wir die beiden nicht hätten, müssten wir sicher verhungern. Na ja, jeden Falls wäre es nur halb so schön. Auch die Jugendlichen aus unserer Gruppe sind noch sehr fleißig nach dem Abendessen. Wie fast jeden Tag sitzen sie lange Zeit zusammen und schreiben Zeitungsberichte, die an die HNA versendet werden. Klasse, dass sie das so toll hinkriegen.

 

Montag, den 02. August 2010
Schon gestern lag ein Gewitter in der Luft. Es war zum Teil recht drückend und die Mücken dementsprechend anhänglich. Anne haben die kleinen Viecher auf einer Strecke durch den Wald besonders arg zugesetzt. Ihre Arme sind heute Morgen noch immer geschwollen. Zum Glück hatte ich mich über Nacht ordentlich mit Anti-Mücken-Gel eingerieben, was mich tatsächlich vor unfreiwilligen Blutspenden schützen konnte, wie ich inzwischen feststellen durfte. Durch Gewitterschübe in der Nacht hat sich inzwischen etwas abgekühlt, aber es hängen auch noch einige schwarze Wolken in der Luft. Heute spielt das Wetter aber keine besonders große Rolle, da wir lediglich zwischen fünf und sieben Kilometer vor uns haben bis Biberach. Die meisten freuen sich schon darauf einen freien Nachmittag zu haben, um ein wenig zu entspannen oder in der Stadt bummeln zu gehen. Trotz der kurzen Strecke wollen wir daher gleich pünktlich aufbrechen. Also rolle ich mal schnell meinen Schlafsack zusammen und stelle mich in der Schlange vor dem Waschbecken an. Die Frau des Pfarrers, unsere Fahrer und einige freiwillige Frühaufsteherinnen wirtschaften schon fleißig in der Küche.


Wir verabschiedeten uns im Nieselregen von Warthausen, ansonsten hielt sich das Wetter bis zu unserer Ankunft in Biberach zwischen sonnig und bewölkt mit ein paar kleinen Tropfen zur Abwechslung.
Auf der Strecke gab es einen Impuls von Kristina und Dietrich und den dazugehörigen Austausch - jetzt wieder in gemischten Kleingruppen. Die stark gewachsene Verbrüderung der Herren fiel mir bei der Gruppeneinteilung jedoch noch recht deutlich auf, aber vielleicht müssen wir uns nach zwei Tagen der Trennung auch erst wieder aneinander gewöhnen.
Über das heutige Thema nachzudenken und darüber zu reden viel mir sehr schwer. Es ging um das Alter nach der Pubertät in welchem man sich im Leben einrichtet, sozusagen sesshaft wird, eine Familie gründet. Wir waren aufgefordert zu überlegen, wie wir uns im Alter von 18 Jahren unser Leben mit Anfang 30 vorgestellt haben. Welche Wünsche sich erfüllten und auch, wie wir mit dem Umgehen, was sich eben nicht erfüllen ließ. Bemerkenswert fand ich aus den Gesprächen, dass die meisten Menschen, egal welchen Alters in der Pubertät doch eine Sehnsucht nach einer heilen Familie im klassischen Sinne in sich zu tragen scheinen. Was sich daraus tatsächlich entwickelt und wie sich solche Träume im Laufe des Lebens verändern steht dabei außer Frage.
Bereits um 11.30Uhr waren wir in unserem Quartier, einem Mehrzweckgebäude mit integriertem Kirchenraum für die evangelische und katholische Gemeinde angekommen. Ganz unspektakulär war unser Einzug dieses Mal, denn der Pfarrer befand sich wie vorher bereits angekündigt im Urlaub und von der Gemeinde ließ sich niemand blicken. So wurde kurzerhand entschlossen unseren Gottesdienst und die Feedbackrunde bereits nach dem Mittagessen abzuhalten, damit der Rest des Tages zur freien Verfügung ausgekostet werden konnte.
Während ein Teil der Pilgerschar den Nachmittag nutzte, um ein wenig Schlaf nachzuholen, machten sich andere gleich voller Tatendrang auf den Weg zurück in die Stadt. Leider öffnete der Himmel dann doch alle Schleusen, so dass der Stadtbummel, wenn schon nicht der reine Genuss, so doch eine wohltuende Abwechslung wurde. Einige Nutzten allerdings den Trecking-Laden in der Stadt, um sich mit neuen Socken, Schuhen und Regenkleidung auszustatten. Ob das Laufen in neuen Schuhen tatsächlich eine gute Idee ist, wird sich wohl erst in den nächsten Tagen herausstellen. Tatsächlich haben mittlerweile aber schon mehrere aus unserer Gruppe Probleme mit ihren Füßen, was im Blick auf die nächsten Tage für die Betroffenen sicher eine Herausforderung darstellen wird.

 

Dienstag, den 03. August 2010
Ein ereignisreicher Tag liegt hinter uns, dazu etwa 30km herrlichster Weg durch blühende Landschaften und Wälder. Die kleinen Regenschauer zwischendurch konnten die Stimmung unterwegs nicht trüben. Jetzt sind wir denke ich alle froh, dass wir den gestrigen Gewittertag so gemütlich in Biberach verbringen konnten. Hätten wir gestern diese lange Strecke zurücklegen müssen, wäre das nahezu unvorstellbar gewesen.
Doch heute bei angenehmer Temperatur und angeregten Gesprächen lief sich die Strecke für mich erstaunlich leicht. Ein paar Opfer hat der Weg allerdings schon gefordert. Nicht alle von uns haben das inzwischen recht anspruchsvoll gewordene Tempo durchgehalten. Einige haben eine Etappe im Bus verbracht und die Gesamtgruppe hat sich mehrfach recht weit auseinander gezogen, so dass Benedikt, der auch in diesem Jahr dankenswerter Weise das schwere Amt des Schlusslichtes, also des guten Hüters der Pilgerschar übernommen hat, immer wieder mit einigen Nachzüglern weit zurückfiel. Nach der Mittagsrast auf einer ziemlich mit Gülle getränkten Wiese, marschierten wir zu zweit oder zu dritt weiter, während wir uns über die Thematik der Rollenverteilung in unseren Familien austauschen sollten. Ob es nun an der Intensität der Gespräche lag will ich dahingestellt lassen, auf jeden Fall spaltete sich unsere Gruppe im Verlaufe des Weges immer mehr auf, so dass der hintere Teil, zu dem auch ich gehörte, sich schließlich einsam und verlassen auf einer Waldkreuzung wiederfand. Während ein Schild nach links in Richtung des heutigen Zielortes Bad Waldsee deutete, führte der Jakobsweg geradeaus weiter in den Wald hinein. Trotz lauten Rufens, Pfeifens und den mehrfachen Versuchen die Gruppenleitung per Handy über unser Verlorengegangensein zu informieren, blieben wir zunächst unbemerkt. In beiden Richtungen war auf weite Sicht kein Mensch zu hören und zu sehen.
Unser Entschluss dem Jakobsweg zu folgen erwies sich letztendlich als richtig, denn zu unser aller Erleichterung konnte nach einiger Zeit doch noch eine Telefonverbindung hergestellt werden. Jonas kam uns daraufhin sogar von Vorne wieder entgegengelaufen und führte uns zur großen Herde zurück, die sich inzwischen bereits ein paar Kilometer entfernt hatte, ohne unser Verschwinden zu bemerken. Als wir uns den anderen näherten veranlasste das Benedikt zu dem freudigen Ausruf: „Da vorne schimmert etwas Unnatürliches zwischen den Bäumen. Das sind sicher die anderen!“.
Glücklich vereint blieb die Gruppe nun dichter beieinander, so dass wir gegen Abend gemeinsam im malerisch gelegenen Bad Waldsee einlaufen konnten. Am oberen Ende einer schmalen Treppe, die zu unserem Nachtquartier führte, wurden wir dafür mit großem Aufgebot empfangen. Sogar die Presse stand bereits bereit, um unser Eintreffen gebührend zu dokumentieren und im Bild festzuhalten.
Einige Waagemutige nutzten die verbleibende Zeit vor dem Gottesdienst noch, um die Treppe wieder herabzusteigen und im örtlichen Freibad am See noch eine Dusche, oder sogar eine Abkühlung beim Schwimmen zu genießen.
Nach dem feierlichen Abendgottesdienst durften wir uns mit Maultaschen und einem tollen Salatbuffet verwöhnen lassen. Es war wirklich ein Genuss, den uns die Gemeinde bereitet hat. In Bad Waldsee lässt es sich wirklich gut leben. Nicht allen ist allerdings zum Genießen zu Mute. Ein paar Pilger haben inzwischen eine Ansehnliche Blasensammlung an den Füßen, oder Beschwerden mit den Beinen. Frauke, unsere jüngste Teilnehmerin hat es auch ziemlich erwischt. Ihre Ferse schmerzt wohl sehr heftig. Doch sie beißt tapfer die Zähne zusammen, Aufgeben und Busfahren steht einfach außer Frage. Die anderen Jugendlichen kümmern sich rührend um sie. Ich bin richtig stolz auf diesen tollen Zusammenhalt, der sich fast wie selbstverständlich unter den jungen Leuten entwickelt hat. Schade, dass in diesem Jahr relativ wenig Jugendliche dabei sind, sie sind eine wirkliche Bereicherung und tun der Gemeinschaft in der Gruppe sehr gut.

 


Mittwoch, den 04. August 2010
Wir brechen im Morgenrot auf, mit Blick über den See. So eine wunderbare Stimmung hatten wir bisher an keinem anderen Morgen. Es ist richtig romantisch. Doch obwohl wir uns hier nach der unglaublich reichhaltigen Verpflegung und der tollen Unterbringung sicher alle am liebsten zum Urlaub niedergelassen hätten, müssen wir doch weiterziehen. Schweren Herzens verabschieden wir uns von Bad Waldsee, um die Tagesetappe von 26km in Angriff zu nehmen.

Die Strecke war heute sicher die schönste der ganzen diesjährigen Pilgertour. Viel schöner kann es eigentlich nicht mehr werden, darüber waren wir uns im Feedback einig. Am Vormittag öffnete sich der Wald auf einer kleinen Anhöhe und wir durften einen ersten Blick auf die noch fernen Alpen werfen. Schneebedeckte Gipfel, die im aufsteigenden Nebel fast wie auf Leinwand gemalt aussahen. Kaum vorstellbar, dass wir, so Gott will, im nächsten Jahr selber dort stehen werden. Mit diesem ergötzenden Anblick im Rücken, damit wir den Anblick noch etwas genießen konnten, führte uns Reinhold Strube in das Thema des Tages und damit in die Tiefen und Abgründe des 139. Psalms ein. Gegen Ende des Psalms gibt es einige Verse, über die man leicht stolpert, ja, die in der gekürzten Version des Gesangbuchs sogar ausgespart worden sind. Dort ist die Rede vom Hass und Zorn auf die Feinde. Es wird der Wunsch laut, dass Gott selber die Gottlosen töten möge. Reinhold beschreibt das Bild eines Vulkans, der in menschlichen Seelen zuweilen ausbricht, ein heiliger Zorn der uns erfasst, wenn wir an das Unrecht denken, welches uns selber, anderen, der Welt angetan wird. Auch diese oft als rein negativ abgetanen Gefühle gehören zu uns, vielmehr sind sie sogar notwendig, denn aus ihnen kann die Kraft der Veränderung wachsen. Über diese Worte muss ich noch einmal in Ruhe nachsinnen, denn dieser Ansatz fasziniert mich. Für den Austausch in Kleingruppen sollten wir jedoch erst einmal überlegen, in welchen Situationen wir diese Gefühle des (gerechten) Zorns an uns erlebt haben. Dazu bekamen wir eine Pfennigmünze als Rätsel mit auf den Weg, um zu ergründen, was dieses Geldstück wohl mit der heutigen Thematik zu tun haben könnte. Unsere Kleingruppe schloss später beim Austausch unter einem schattigen Baum darauf, dass das meiste, was an Ungerechtigkeit in der Welt geschieht und Zorn in uns hervorruft (hervorrufen sollte) mit dem schnöden Mammon Geld zu tun hat, mit Besitzen wollen, Ausbeutung und Übervorteilung.
Am Nachmittag wanderten wir durch ein Waldstück mit einer herrlichen Schlucht, in der ein Fluss unter uns entlang sprudelte. Fantastisch. Überhaupt war der Weg durch die Wälder sehr wohltuend. Nur die etwas rutschigen, Kiesel bedeckten Abstiege machten das Laufen an einigen Stellen nicht ganz leicht. An eben solch einer Stelle rutschte Elvira leider aus und verstauchte sich den Knöchel. Sie kühlt gerade fleißig, denn eigentlich möchte sie morgen gerne weite mitpilgern.
Der Zieleinlauf in Ravensburg gestaltete sich ebenfalls als etwas schwieriger. Trotz JPS von Wolfgang drehten wir eine Ehrenrunde durch die Stadt, bevor wir die Kirche fanden und unser Quartier. Ravensburg ist eine recht hübsche Stadt und sicher eine Reise wert, wie ich auf diesem Wege feststellen musste.
Der Gottesdienst, insbesondere die Abendmahlsfeier berührte mich heute ganz besonders. In unserer Mitte feierte nicht nur zwei der örtlichen Pfarrer mit, sondern auch eine Nonne aus einem nahe gelegenen Franziskanerorden, die uns hinterher mit zum Abendessen ins Gemeindehaus begleitete.
Heute gab es Grillwürstchen, von Achim und Fritz auf einem eigens konstruierten Pilgergrill im Hof liebevoll zubereitet. Die beiden wissen einfach, womit sie ihre Pilgertruppe verwöhnen können.
In der Feedbackrunde outet mich Gerrit als Star Trek Fan – wir hatten unterwegs mehr zufällig diese gemeinsame Leidenschaft entdeckt. Jetzt muss ich damit leben, dass mich den ganzen Abend Leute mit dem Vulkaniergruß ansprechen, oder es zumindest versuchen, denn die dazugehörige Handgeste (ein V gebildet durch das Zusammenlegen von Zeige- und Mittelfinge, sowie Ring- und kleinem Finger) lässt sich nicht für alle erfolgreich koordinieren.

 

Donnerstag, den 05. August 2010
Der Tag begann eigentlich gar nicht so schlecht. Wir starteten zum ersten Mal wirklich gemeinsam und ganz entspannt mit dem Frühstücken, nachdem dieser Vorschlag gestern in der Feedbackrunde vom Küchenteam angeregt worden war.
Guter Dinge verlassen wir daraufhin unser Nachtquartier in Ravensburg. Allerdings müssen wir uns bereits von Susanne verabschieden. Sie ist erkältet und hat für sich entschieden den Weg an dieser Stelle abzubrechen. Wir lassen Sie mit unseren guten Wünschen zurück. Elvira hat sich entschieden doch mit dem Versorgungsbus zu fahren. Ihrem Knöchel geht es noch nicht wieder richtig gut und vor uns liegt eine längere Strecke mit 26km.
Bereits während wir die Stadt verlassen brauen sich über uns dunkle Wolken zusammen. Als die ersten Tropfen fallen beginnt die ganze Gruppe wie auf einen unhörbaren Befehl hin die Regenkleidung auszupacken. Eine gute Idee, wie sich kurz darauf erweist. Kaum sind wir hinter dem Ort an einer Straßenunterführung angekommen, beginnt es vom Himmel herab zu schütten. Binnen weniger Minuten bildet sich eine dichte Regenwand um uns herum. Im Tunnel selber entsteht vor unseren Augen aus einem kleinen Rinnsal am Straßenrand ein ordentlicher Bachlauf, auf dem man prima Papierschiffchen fahren lassen kann.
Das Leitungsteam beschließt die Wartezeit für den Impuls, sowie einen gleich anschließenden Austausch zu nutzen. Wir finden uns in kleinen Gruppen zusammen und sprechen darüber, was wir uns für die Zukunft, für unser Leben wünschen. In meiner Kleingruppe geht es insbesondere um die Hoffnung in Würde sterben zu können, ohne Angst davor von Maschinen künstlich am Leben gehalten zu werden, willenlos oder nicht mehr sprachfähig. Zugleich erwächst aus diesem Gedanken für uns die Herausforderung / Anforderung, sich für ein würdevolles Leben und Sterben anderer einzusetzen. Wir hätten noch eine Weile weiter diskutieren können, doch in Anbetracht des verhangenen Himmels, der wenig Hoffnung auf Besserung der Wetterverhältnisse lässt, entschließt sich das Team, dass wir weitergehen sollten. Tapfer folgen wir und sind zumeist trotz Regenkleidung gleich ordentlich durchnässt. Die Nässe breitet sich im Verlaufe der nächsten Stunden dann je nach Ausrüstung der einzelnen mehr oder minder schnell über den ganzen Körper aus, denn der Regen sollte an diesem Tag nicht mehr aufhören.
Da ich mir in meinen Wanderschuhen in den letzten Tagen den rechten großen Zeh aufgerieben hatte, war ich heute mit Sandalen unterwegs. Einen Vorteil hatte das Ganze. Über nasse Füße musste ich mir nach den ersten zwei Schritten aus dem Tunnel heraus keinerlei Gedanken mehr machen und eigentlich fühlte es sich gar nicht so unangenehm an, wie ich befürchtet hatte.
Unsere zweite Aufgabe, die Reinhold Strube uns gestellt hatte, nämlich unterwegs nach einem symbolischen Hoffnungsbild in der Natur zu suchen, ging bei dem starken Dauerregen allerdings wohl bei den meisten ziemlich unter. Unser Tempo beschleunigte sich indessen enorm und Pausen gönnten wir uns nur im äußersten Notfall. Als wir uns am Vormittag kurz unter den beiden einladend hervorgestreckten Balkonen eines Ferienhauses unterstellen wollten, wurden wir sogar von einer äußerst unentspannten Urlauberin vertrieben. Nasse Pilger vor ihrem Fenster mit herrlicher Aussicht auf eine sommerliche Dauerregenwand konnte sie offensichtlich nicht ertragen. Ehrlich gesagt stehe ich lieber gut gelaunt und durchnässt im Regen, als mir ein trockenes Zimmer mit einer Person zu teilen, die eine derartig miese Urlaubsstimmung verbreitet. Wir ließen sie mit ihrer schlechten Laune im Regen stehen und machten uns weiter auf den Weg. Hinterher erzählte Reinhold Bous, dass die Besitzerin der Ferienanlage aufgetaucht sei und sich entschuldigt habe. Sie hätte uns sogar einen Platz in ihrer Scheune zum Unterstellen angeboten, doch die meisten von uns waren zu diesem Zeitpunkt schon von dannen gezogen.
Zur Mittagspause fand unser Versorgungsteam einen Bauernhof, auf dem wir uns tatsächlich in Scheune und Garage ausbreiten durften und sogar eine Toilette zur Verfügung gestellt bekamen. Wir hielten die Pause dennoch so kurz wie möglich, damit keiner zu sehr ins Frieren kam, und sich womöglich eine Erkältung zugezogen hätte. Eine Handvoll verzichtete überhaupt auf die Pause und lief gleich weiter, um sich möglichst rasch aus den nassen Klamotten zu befreien.
Andres und Erhard war die Herausforderung des Tages hingegen offenbar noch zu gering. Sie liefen nicht auf dem kürzeren direkten Weg nach Markdorf, sondern hielten sich an den einige Kilometer längeren Jakobsweg. Als eingespieltes Marathonduo kamen sie allerdings trotz des Umweges nur unwesentlich später im Quartier an als der Rest der Gruppe.
Trotz der beachtlichen Kilometerzahl trafen wir unter diesen Umständen so bereits alle am frühen Nachmittag in Markdorf ein. Die Aufteilung unserer Gruppe zusammen mit dem jeweils zugehörigen Gepäck auf zwei ein wenig voneinander entfernt liegende Gemeindehäuser der katholischen und der evangelischen Gemeinde erwies sich dann noch einmal als kleine Geduldsprobe, da inzwischen auch bei einigen Pilger die Nerven ein wenig blank lagen. Nachdem wir aus den nassen Klamotten raus waren, uns in unseren Schlafsäcken aufwärmen konnten, oder sogar eine heiße Suppe zu uns genommen hatten, (die die Gemeinde spontan extra noch vor dem Gottesdienst zubereitet hatte,) war die gute Laune in der Gruppe jedoch gleich spürbar wieder zurückgekehrt. Einige schienen dem Wetter geradezu trotzen zu wollen, und genehmigten sich ein ordentliches Eis in der nahe gelegenen Eisdiele.
Als wir nach dem Gottesdienst vor Schüsseln mit Bergen an Fleischsalat Platz nahmen, waren die Strapazen des Tages für die meisten sowieso wie weggeblasen. Eine Familie aus dem Ort kümmerte sich rührend um unser Wohlergehen. Besonders die beiden Kinder halfen ganz selbstverständlich mit, was mich sehr anrührte.
Zwei Überraschungen warteten dann zum Abschluss des Abends noch auf uns. Als erstes erfuhren wir, dass ein Pilger, der uns unterwegs bereits begegnet war beschlossen hat sich für den morgigen Tag unserer munteren Schar anzuschließen. Zumindest bis Konstanz.
Darüber hinaus stand plötzlich „Der Nachtwächter“ des Ortes im Türrahmen und sagte uns die Stunde an. Dieser Abend wurde trotz dieser Kurzweil kurz für mich und ich freute mich darauf wieder in meinen Schlafsack kriechen zu dürfen.

 

Freitag, den 06. August 2010
Als Fazit kann ich nur sagen, das war ein anstrengender, aber genialer Tag. Die 25km bis Märstetten konnte ich einfach jede Minute genießen. Das Wetter hatte sich nach dem gestrigen Dauerregen auf eine sehr angenehme Temperatur eingespielt. Die Sonne kam durch. Am Himmel zogen sich kleine leichte Wolken dahin und der Wind ließ es zugleich angenehm kühl auf der Haut werden (, was zur Folge hatte, dass ich mir einen Sonnenbrand auf beiden Armen zugezogen habe). Das Laufen durch Wälder, Wiesen und Obstplantagen fiel mir heute einfach leicht und machte richtig Freude. Mir tat es nur leid, dass es einigen offensichtlich gar nicht so gut ging. Manche mussten ganz ordentlich die Zähne zusammenbeißen, aber alle wollten durchhalten soweit die Füße eben tragen, denn heute war schließlich ein besonderer Tag.
Zum einen hat Lydia mit uns zusammen ihren Geburtstag gefeiert. Drei Geburtstagskinder auf einem Weg ist vermutlich schon eine Premiere für sich.
Zum Zweiten sind wir am Bodensee angekommen, wo wir mit der Fähre nach Konstanz übersetzten. Die ¾ Stunde bis zum Ablegen nutzten wir aus, um durch das Städtchen zu schlendern, Eis zu essen und die vielen Souvenirshops zu bestaunen, oder einfach um im Hafen zu sitzen und den Möwen zuzusehen. Die Überfahrt allein war schön eine Reise wert. Ich hätte noch ein paar Stunden einfach so weiterfahren können. Sonne, Wind und Meer. Das Pilgern per Schiff ist auch sehr angenehm.
Zum Dritten haben wir heute zum ersten Mal Ländergrenzen überquert. Hinter Konstanz sind wir in die Schweiz eingelaufen, was eigentlich völlig unspektakulär und von wenigen sogar unbemerkt geschah. Lediglich eine rotweiße Schranke und ein kleines unbesetztes Kontrollhäuschen zeigten den Wechsel der Ländergrenzen an. Einige Unterschiede sind mir dann mit der Zeit doch aufgefallen. So sagt man hier z.B. nicht mehr „Grüß Gott“, sondern „Grüezi“, außerdem haben die Straßenschilder etwas von unseren abweichende Zeichen und Färbungen.
Den Rest des Tages mussten wir uns nun leider sehr sputen, denn durch das Warten auf die Fähre hat sich unser Zeitplan um einiges verzögert. Nach einer Rast mit frischem Tomatensalat und anderen kleinen Köstlichkeiten ging es gleich wieder an einen steilen Treppenaufstieg. Von jetzt an hatten wir noch einige An- und Abstiege zu meistern, wobei sich bereits eine beachtliche Reihe Pilger aus unserer Gruppe über selbstgeschnitzte Pilgerstäbe von Andrés freute. Es war ein richtiges kleines Schauspiel, wie er immer wieder im Wald verschwand, mit einem trockenen Tannenstämmchen zurückkam und daraus mit dem eigens mitgetragenen Werkzeug in wenigen Minuten einen neuen Pilgerstab zauberte. Nicht nur seine Stabmacherqualitäten erfreuten allerdings die Gruppe, sondern auch sein Humor und seine Fähigkeit die Gruppe zu motivieren. Er ist eben ein echter Jakobspilger mit viel Erfahrung und damit eine Bereicherung für die Gruppe - ähnlich wie Gerda mit ihrer unerschütterlichen Ruhe, die den Weg nach Santiago ja auch bereits selber gelaufen ist.
Die Impulse kamen heute bei dem strengen Tempo ein wenig kurz. Nach einer Vertrauensübung zu Beginn des Weges und einer Traumreise ins Weltall mit Jana mussten wir leider darauf verzichten.
Fast pünktlich erreichten wir auf diese Weise nach einem sehr steilen Abstieg und einem erneuten Blick auf die fernen Alpen unser Tagesziel, ein Gemeindezentrum der ansässigen Pfingstgemeinde. Hier gab es heißbegehrte Duschen, eine Runde Kaffee und viel Platz, um sich gemütlich einzurichten bis zum Gottesdienst.
Dieser begann mit einer ausführlichen Begrüßung durch den Stellvertreter der Gemeindeleitung. Viele gute Worte gab er uns mit auf den Weg, die uns in unserer Erschöpfung leider nicht mehr alle gebührend zu erreichen vermochten.  Er ließ sich dadurch allerdings nicht aufhalten.
Eine klare Hühnersuppe ließ uns nach dem Gottesdienst alle wieder munterer werden, so dass wir noch einen schönen gemeinsamen Abend verbringen konnten. 

 

Samstag, den 07. August 2010
Eigentlich hätten wir an diesem letzten Tag gar nicht so früh aufstehen müssen. Vor uns liegen gerade einmal 14km. Doch wir sind an die Zeit inzwischen so gewöhnt, dass viele wie jeden Tag bereits um 6.00Uhr an den Waschbecken stehen. Alle wuseln durcheinander. Die Stimmung schwankt zwischen Euphorie des Ankommens und Wehmut über das Ende des gemeinsamen Weges – für dieses Jahr. Wir verlassen Märstätten gegen 8.00Uhr und begeben uns auf unsere letzte Etappe. Die Frühstücksrast und die Mittagspausen genießen wir alle etwas ausgiebiger. Die Sonne scheint. Der Weg lässt sich prima laufen und die Unterhaltungen zum Impuls „Ewigkeit“ sind anregend. Die Jugendlichen in unserer Austauschrunde tun sich mit der Thematik allerdings schwer. Sie sagen offen, dass sie keinen wirklichen Zugang gefunden haben, denn für Sie sind Tod und Ewigkeit tatsächlich noch eine Ewigkeit entfernt.
Mir persönlich rückte Münchwilen viel zu schnell näher. Am liebsten wäre ich noch ein Ewigkeit so weitergelaufen. Diese Momente lassen mich Ewigkeit spüren, Momente in denen ich einfach Laufe, ganz aufgehen kann im Gleichklang der Schritte um mich herum, mich geborgen fühle in der Nähe vertrauter Menschen. Doch wir laufen auch, um am Ende an einem Ziel anzukommen und dieses Ziel heißt dieses Jahr Münchwilen. Vor dem Ortseingang versammelten wir uns, um ein letztes Mal durch das Singen unseres Pilgerliedes „Meine Hoffnung und meine Freude“ unsere Ankunft anzukündigen.
Der Pfarrer der reformierten Gemeinde, die uns beherbergt erwartete uns bereits auf dem Hof und führte uns in das geräumige, kühle Kirchenschiff, wo er uns mit herzlichen Wort willkommen hieß. Der ganz große Jubel und die überschäumenden Gefühlsausbrüche, die am Ende anderer Pilgerwege standen blieben dadurch aus. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass wir jetzt mit Santiago ein größeres Ziel vor Augen haben und in Münchwilen eigentlich nur ein Teilziel erreicht haben.
Im Gemeindesaal warteten Pellkartoffeln mit Kräutersoße auf uns, die wir trotz des für den Abend angekündigten Festessens gerne verspeisen.
Den restlichen Nachmittag verbringen viele von uns schließlich im nahe gelegenen Freibad mit riesiger 10m Wasserrutsche.
Nachdem der Körper ausgiebig erfrischt wurde, genießen wir die Erfrischung für die Seele im Gottesdienst zusammen mit einer ganzen Reihe Gemeindemitgliedern umso mehr. Ich habe das Gefühl, dass unsere Art Gottesdienst zu feiern und vor allem der heute besonders herzliche und ausführliche Friedensgruß bei Gemeinde und Pfarrer auf eine gesunde Mischung aus Faszination, Skepsis, Befremden und Wohlwollen stößt.
Das Abendessen fällt dann tatsächlich sehr opulent aus mit Leberkäse, Fleisch und Kartoffelsalat. Hinterher müssen wir uns bereits von einigen Pilgerschwestern und Brüdern verabschieden, denn Sie wollen ihre Züge zur Heimfahrt erreichen. So nehmen wir die scheidenden Pilgerneulinge in unsere Mitte, wo Günter ihnen die obligatorische Jakobsmuschel überreicht und sie so offiziell in den Kreis der Jakobspilger aufnimmt.
Als Überraschung haben sich Monika und Jutta als Abendprogramm auf der Liegewiese im Schwimmbad ein Pilgerquiz ausgedacht. Als Belohnung erhält das erfolgreiche Gewinnerteam um Isabel eine Fahrt durch die Waschanlage, nach Belieben mit Heißwachs und Unterbodenwäsche. Das ganze wird eine feucht fröhliche Angelegenheit zum Abschluss, bevor die meisten den Abend mit einer guten Flasche Wein gemütlich ausklingen lassen.

 

Sonntag, den 08. August 2010
Was bleibt noch viel zu sagen von diesem Tag: Ein ergreifender Gottesdienst. Ein Abschied bei dem auch Tränen flossen, denn für manch einen liebgewonnen Pilger wird es definitiv der letzte Pilgerweg gewesen sein. Eine recht lange, sehr ruhige Busfahrt nach Baunatal. Und die Hoffnung, uns gesund und munter im nächsten Jahr in Münchwilen wieder zu sehen, wenn es heißt: Pilgern auf dem Jakobsweg Teil 3.

von Kirsten Bingel