AUF DEM WEG NACH SANTIAGO DE COMPOSTELA (III)

von Münchwilen nach Lausanne, Schweiz

Schon wieder Wecken um 5.00 Uhr. Der letzte Tag bricht an und bleibt erst mal sehr dunkel.

Wir gehen um 7.00 Uhr im Stockdunkeln los und verirren uns fast auf unserem Weg durch den Wald. Die Stimmung ist schön abenteuerlich und mysteriös. Ein weiteres Highlight an diesem letzten Tag ist der kleine Gottesdienst in einer Kapelle am Weg. Es ist noch dunkel und bei Kerzenlicht hören wir Ergreifendes zum Thema Abendmahl. Bald kommen wir bereits an die Stadtgrenze von Lausanne. Doch immer wieder gehen wir auf Waldwegen bergab Richtung See und Stadtzentrum. Ein schöner Aussichtsturm liegt auf unserem Weg, fast alle wagen sich nach oben und genießen den wunderbaren Ausblick auf schneebedeckte Alpengipfel. Um 13.00 Uhr erreichen wir die Kathedrale von Lausanne. Unser Ziel dieses Abschnitts des Jakobswegs ist nun erreicht. Euphorisch fallen wir uns in die Arme und beglückwünschen uns gegenseitig. Nun bekommen wir eine Führung von einem pensionierten Pfarrer. Nicht alle können aufmerksam folgen, denn erstens findet gleichzeitig ein Filmdreh statt und alle schauen gerne den kostümierten Schauspielern zu und zweitens sind wir alle erschöpft und von der gesamten Reise völlig mit Eindrücken angefüllt.

Leider steht uns noch ein weiterer halbstündiger Marsch zu unserer Unterkunft bevor. Dort angekommen werden wir von unserer Gastgebergemeinde mit einer leckern Kürbissuppe empfangen. Um 18.00 Uhr feiern wir unseren Abschlussgottesdienst. Er soll einen Überblick über alle unsere Etappen und die Themen-Medaillons bieten. Eine herzliche Abendmahlsrunde beschließt diesen letzten Gottesdienst.

Unsere Köche haben ein wunderbares Festmahl gezaubert. Zürcher Geschnetzeltes, Rösti und Salat schmecken hervorragend und es gibt heute sogar Rotwein, Nachtisch und Käseplatte.

Sehr fröhlich, gemütlich und gesellig lassen wir den letzten Abend ausklingen.


 
Langer Weg nach Meziers
20. Oktober 2011

 

Nach einer angenehmen Nacht in bequemen Bunkerbetten wachen wir, durch Arnim, um 5.30 Uhr auf. Und wie durch ein Wunder sind bei vielen die nassen Schuhe vom Vortag wieder trocken. Das Frühstück fällt etwas kürzer aus da wir vor dem Abmarsch noch den Bunker besenrein bekommen müssen. Bei eisiger Kälte um +1°C laufen wir in Richtung Meziers los. Wir denken erst, dass das Wetter es auch heute nicht gut mit uns meint, da es immer noch etwas regnet. Nach etwa 45 min reißt der Himmel dann aber schließlich doch auf und die Sonne kommt zum Vorschein. Das hebt die Gruppenstimmung enorm an. Dadurch ist der Weg, der fast nur über Teerstraßen verläuft, gar nicht mehr so anstrengend.

Nach etwa zwei Stunden des Weges bekommen wir unseren heutigen Impuls zum Thema Abendmahl mit folgenden Fragen:

Warum sind wir beim Abendmahl meist sehr ernst und eher bedrückt? Warum sind Christen oft nicht glücklich?

Wir hören zwei Geschichten und sollen uns klar machen welche uns ärgert und warum und ob wir die Geschichte vom breiten und schmalen Weg kennen, die Protestanten oft begleitet.

 

Eine sehr langweilige Strecke an einem Bachlauf entlang denken wir schweigend über unsere Fragen nach. Wir gelangen in den Ort Moudon. Dort machen wir Mittagspause und es folgt der Austausch zum Thema, diesmal in aufgeteilt in Männer- und Frauengruppen. Das Wetter ist herrlich und so wollen wir während des Austauschs nicht in der Kirche sitzen, sondern draußen auf dem belebten Platz in der Sonne.

Nun führt uns noch ein sehr langer Weg zu unserem Quartier. Es ist ein alter Hof, der zur Pilgerunterkunft umgebaut wurde. Leider ist es nicht ganz so gemütlich und sauber, aber immerhin bekommt jeder ein eigenes Bett.

Am Abend machen wir keinen ausführlichen Gottesdienst, da die Kirche zu weit entfernt ist. Wir halten uns nach Abendessen und Feedbackrunde an unser Thema Abendmahl und lassen allen Pilgern etwas Besonderes zukommen: Das Team salbt den Pilgern reihum die Füße. Eine sehr besondere Atmosphäre breitet sich im Raum aus. Danach fühlen sich alle entspannt und zum Abschluss des Tages feiern wir das Abendmahl.

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Nass nach Romont
19. Oktober 2011

5.00 Uhr Wecken! Wieder einmal. Das geht heute vielen an die Substanz. Es fehlt der Kaffee und die Küche bleibt heute zum Frühstück dunkel. Extrem erschwerte Bedingungen. Im Dunkeln findet auch der Aufbruch statt. Nach 2 Stunden fängt jetzt der Regen an und hört heute nicht mehr auf. Drei Kirchen bieten uns Zufluchtsort, Trockenheit und „Wärme“. In der ersten singen wir, in der zweiten bekommen wir unseren Impuls zum Thema Abendmahl mit drei Fragen:

1 Wie hast Du das Abendmahl kennen gelernt?

2 Womit hast Du dabei Probleme?

3 Wie würdest Du Dir das ideale Abendm ahl erträumen?

 

In der dritten Kirche machen wir Mittagspause und danach den Austausch zu den Fragen.

Plötzlich bewegt sich der riesige Kronleuchter in der Mitte der Kirche einen halben Meter abwärts. Wir flüchten an den Rand und beobachten gebannt das magische Geschehen. Immer weiter senkt sich der Leuchter und dreht sich. Putz bröckelt von der Decke. Gleichzeitig öffnet sich die automatische Kirchentür wie von Geisterhand, es ist keiner in der Nähe.

Da es nach dem Austausch immer noch regnet, beschließen wir die letzten ca. 10 km bis nach Romont fast durch zu laufen. Kurz vor dem Ziel treffen wir uns alle in einem Frauenkloster und laufen dann die letzten paar Meter zum Bunker.

Dort angekommen können wir endlich die nassen Sachen ausziehen und trocknen. Als auch alle fröhlich geduscht haben, weht ein frischer Duft durch den Bunker. Da wir keine Kirche haben, in der wir pünktlich unseren Gottesdienst halten können, gestalten wir den Abend etwas um. Wir essen zuerst lecker Nudeln mit heller Soße und Salat. Im Anschluss daran folgt die Feedbackrunde.

Anstatt Gottesdienst feiern wir im Bunker unser Abendmahl. Die Atmosphäre dabei ist bedrückend, da bei einigen eine gewisse Nachdenklichkeit über Kriegs- und Notfallsituationen aufkommt.


 
Fribourg!
18. Oktober 2011

 

Heute werden wir von echtem Glockengeläut geweckt. Zum Frühstück gibt es eine Sensation:

Unsere Ingrid zaubert uns ein wunderbares Rührei mit Speck. Gestärkt brechen wir alle auf, vergessen aber nicht uns vorher noch einen köstlichen Apfel zu schnappen. Unsere Gastgeber haben uns eine Riesenkiste davon geschenkt.

Das Wetter lässt heute nichts zu wünschen übrig, strahlender Sonnenschein begleitet uns den ganzen Tag. Zwei Stunden gehen wir leicht auf und ab, dann bekommen wir unseren Impuls.

Das Kreuz lässt uns auch heute nicht los. Wir hören Jesu letzte sieben Worte und sollen auswählen welche aus unserer persönlichen Sicht am besten zum Medaillon passen.

Außerdem sollen wir über die Bedeutung dieser Sätze nachdenken. Als letzte Aufgabe sollen wir letzte Worte überlegen, die wir schon miterlebt haben oder entsprechende Themen aus Filmen. Dieses tiefgehende Thema beschäftigt einige Pilger sehr.

 

Nachmittags machen wir uns auf und durchqueren eine wunderschöne Schlucht. Ein sehr abwechslungsreicher Weg über Brücken, Treppen, Bachläufe und unter Felsen hindurch führt uns nach Fribourg, unserem heutigen Zielort. Nun sind wir in der französischsprachigen Schweiz angekommen. Dies ist eine neue kommunikative Herausforderung. Das Stadtbild ist wunderschön und schon sehr französisch. Ein kleiner Kulturschock erwartet uns, denn es ist sehr laut und belebt. In der großen Kathedrale singen wir drei Lieder.

 

Nach einem kurzen Spaziergang kommen wir am Quartier an. Heute übernachten und essen wir in einem riesigen Saal, wo jeder laut Achim noch zwei Freunde mit hinein bringen könne. Nach dem Gottesdienst in einer sehr modernen, kleinen Kapelle gibt es Hühnersuppe mit Reis und wie immer eine Feedbackrunde. Guten Nacht ihr alle!

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Geburtstag und ab nach Schwarzenburg
17. Oktober 2011


Heute ist ein besonderer Tag für unseren Jonas, denn er hat Geburtstag. Wir singen ihm alle zusammen vor dem Frühstück ein Ständchen mit der Melodie von „Meine Hoffnung und meine Freude“. Dann bekommt er von uns noch einen Gutschein für einen neuen Rucksack. Er bekommt außerdem von unserem Küchenteam noch einen ganzen Laib Brot als Sandwich.

Wir verabschieden uns von den Gastgebern und machen uns gleich steil bergauf in Richtung Schwarzenburg. Leider ist der gesamte Berg, den wir besteigen, in dichten Nebel gehüllt. Da wir die Aussiecht nicht genießen können, wird über die kommende Unterkunft diskutiert. Dabei wird immer wieder die eine Frage gestellt: „Fenster oder Duschen“. Dies bezieht sich darauf ob wir im Bunker sind oder nicht.

Nach etwa einer Stunde bekommen wir unseren Impuls zum fünften Medaillon, das die Kreuzigung Jesu zeigt. Dazu sollen wir uns ein Kreuz aus unserer Vergangenheit heraussuchen und beschreiben oder zeichnen. Danach hören wir verschiedene Sätze zum Thema Kreuz. Wir sollen über einen der Sätze dann eine Stunde lang schweigend nachdenken.

Die Sätze lauteten zum Beispiel:

- Gott liebt uns so sehr, dass er auch vor dem Kreuz nicht zurückschreckt.

- Das Kreuz überwindet alle Kreuze

- Das Kreuz tröstet mich

- Am Kreuz kann ich mich festhalten

- Am Kreuz ist Gott am Ende

 

Gegen 16.00 Uhr erreichen wir unser Ziel: Schwarzenburg. Dort müssen wir noch etwas auf unsere Fahrer warten, die wegen technischer Probleme noch in die Autowerkstatt mussten. Alle genießen das herrliche Sonnenwetter vor dem schönen Gemeindehaus. Manche machen auch noch Großeinkäufe in den Supermärkten. Dann dürfen wir ins Haus, unser Gepäck ist nun auch angekommen und es gibt unerwartet nicht nur Fenster, sondern auch Duschen in einer nahen Turnhalle. Seit fünf Tagen freuen wir uns darauf.

Der Abend endet wie gewohnt mit einem berührenden Gottesdienst in einer sehr kleinen, alten Kapelle. Wir bekommen sogar ein selbstgebackenes Brot zum Abendmahl.

 


 
Jonas´ Geburtstagslied


Melodie: „Meine Hoffnung und meine Freude“             

1:         Unser Jonas hat heut Geburtstag
            Happy Birthday to you!
Ref:    Jonas unser Neonlicht!
            wohin wir blicken wir sehen dich!
            wohin wir blicken wir sehen dich!


2:         Deine Outfits sind ausgefallen
            Und die Gruppenstimmung steigt.
Ref:    Jonas unser Neonlicht!
            wohin wir blicken wir sehen dich!
            wohin wir blicken wir sehen dich!


3:         Morgenmuffel und Frühstücksschleifer
            Doch Du bist pünktlich dabei
Ref:    Jonas unser Neonlicht!
            wohin wir blicken wir sehen dich!
            wohin wir blicken wir sehen dich!


4.         Alles Gute für die Zukunft,
            viel Erfolg und viel Glück!
Ref:    Jonas unser Neonlicht!
            wohin wir blicken wir sehen dich!
            wohin wir blicken wir sehen dich!

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Wattenwiler Gulasch
16. Oktober 2011

Ein kleiner Sonntagsspaziergang von 20 Kilometern; hier die wichtigsten Infos:

Zielort wird Wattenwil sein. Wetterlage: bedeckt und kühl. Aufbruch: 7.30 Uhr. Besonderheiten: Turmruine am Wegesrand, resolute Schweizerin vertreibt uns aus der Mehrzweckhalle, älteste Kirche der Schweiz, frühe Ankunft gegen 15.00 Uhr, Zeit zum Entspannen und Ausruhen.

Impulsfragen zum Thema Leiden und Passion:

1 Woran leide ich?
2 Worin bin ich gefangen?
3 Was fesselt mich?
 

Das Abendessen wird heute vorgezogen, da alle hungrig sind und es sonst abends immer sehr spät wird. Um 19.00 Uhr halten wir unseren Gottesdienst. Zum ersten Mal auf dieser Etappe sind viele „Einheimische“ aus Wattenwil dabei. Das ist sehr feierlich und berührend. Nach dem Gottesdienst gibt es ein fröhliches Zusammensein mit den Wattenwilern im Gemeindehaus. Es ist interessant sich auszutauschen und zusammen Tee zu trinken. Wir werden hier sehr herzlich aufgenommen. Auch in der Kirche schlafen ist möglich. Wie gewohnt gehen wir nach der Feedbackrunde ins Bett.

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Halbtagsfrei zur Halbzeit
15. Oktober 2011

Ausschlafen: das bedeutet, dass wir erst um 7.15 Uhr geweckt werden. Ganz gemütlich können alle packen und frühstücken. Dann bekommen wir in der schönen Kirche unseren Impuls. Wir sind beim vierten Medaillon angekommen. Dieses zeigt die Gefangennahme Jesu. Viele Personen sind auf dem Medaillon abgebildet; neben Jesus sind Petrus, Judas, Malchus, ein römischer Soldat und ein Hohepriester zu sehen. Unsere Aufgabe für den Weg ist, sich eine Figur auszusuchen und ihre Motivation und Gefühlslage nachzuvollziehen.

Wir gehen nun zum Thuner See um dort am Bootsanleger "Beatus-Höhlen" das Boot nach Spiez zu erreichen. Wir möchten dort gerne früh ankommen, denn der Nachmittag und Abend soll den Pilgern heute zur freien Verfügung stehen. Doch unsere "kurze" Bootsfahrt gerät zur Kreuzfahrt auf dem Thuner See. Wir genießen die Ruhepause auf dem Schiff und das herrliche Wetter hebt die Stimmung.

Endlich in Spiez angekommen bekommen wir von unseren Fahrern erst mal einen kleinen Mittagsimbiss. Im Gemeindehaus (das einen herrlichen Panoramablick auf die Bergwelt bietet) richten sich alle häuslich ein, waschen sich und die Wäsche, genießen die lange Ruhepause. Es wird fleißig eingekauft und wir schmieden Pläne für das Abendessen. Unsere Köche haben heute eine wohlverdiente Pause.

Heute besuchen wir einen Gottesdienst der hiesigen Gemeinde. Es ist eine musikalische Meditation zu einem Abendlied. Der Organist spielt verschiedene Variationen zum Choralsatz von Johann Sebastian Bach.

Die Abendgestaltung ist frei und jeder kann tun und lassen was er gerne möchte.

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Nach Interlaken!
Highlight-Telegramm

Bahnfahrt zum Büningpass –Impuls: groß und klein in Gottes Schöpfung – Zettelwirtschaft mit Überraschung – Märchenwald im Nebel – schmerzhaft langer Abstieg – Bootsfahrt im Sonnenschein – klares Gebirgswasser – Auf und Ab am Seeufer – windiger Austausch – langer Marsch zum Ziel  - wunderbarer Ausblick auf Mönch und Jungfrau– herzlicher Empfang in Interlaken - frisches Abendessen – warme Kirche – schöner Gottesdienst – Morgen: AUSSCHLAFEN!!

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Danke!  22:02
Lieber Achim, lieber Heinz,

spontan habt Ihr eine fast unlösbare Aufgabe übernommen und meistert diese mit Bravour.

40 Pilger jeden Tag mit allem Nötigen zu versorgen ist zu zweit beinahe unlösbar.
Jeden Tag staunen wir über Eure Kochkünste und Euer fürsorgliches Engagement. Schon morgens läuft es mit dem Frühstück rund und wir genießen das frische Brot, das ihr extra früh für uns beim Bäcker holt. Es ist eine Freude Euch in der Mittagspause zu sehen, da steht ein schön aufgebauter „Imbisswagen“ mit Sonnenschirm, liebevoll geschnittenem Gemüse und selbst gemachter Quarkspeise, sogar nach „Bircher Müesli Art“. Des Abends kommen wir in unsere jeweilige Unterkunft und es duftet nach Essen, dass einem das Wasser im Munde zusammenläuft. Und wie von Geisterhand ist das Gepäck auch schon im Haus. Die Abendessen sind reichhaltig und abwechslungsreich und Sonderwünsche werden sogar noch schneller erfüllt. Auch im Pilger-Service inbegriffen sind diverse Dienstleistungen z.B. Einkäufe, Arztfahrten und die Beherbergung geschwächter Pilger (auch bekannt als Praktikum)

Für all dies möchten wir uns im Namen der gesamten Gruppe herzlich bedanken. Man kann Euch nicht mit Gold aufwiegen und wir wüssten nicht was wir ohne Euch tun sollten.
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Auf den Spuren von Bruder Klaus
13. Oktober 2011

Wie ihr ja sicherlich inzwischen wisst, weckt uns der liebe Arnim heute auch wieder mit frohen Klängen. „Der Himmel geht über allen auf…“ – dies ist heute um 5.00Uhr unser Wecklied. Nach einer weitern kurzen Nacht brechen wir noch in der Dunkelheit auf. Wir erklimmen ein Hochtal und bekommen am Hang von Arnim den ersten Impuls. Da wir heute sehr konkret auf den Spuren von Bruder Klaus wandern, beschäftigen wir uns sowohl mit dem dritten Medaillon (es zeigt Christus als Weltenrichter) als auch mit Bruder Klaus´ Leben. Die Schweigestunde verbringen wir mit den folgenden Fragen:

1. Wo hat sich für uns ein Vorhang geöffnet, durch den wir hinter das Gewöhnliche und Alltägliche blicken können?

2. Wie würde ich „mein“ Medaillon gestalten? Was müsste darin vorkommen?

Nach einer Stunde treffen wir uns zum Austausch auf einer Lichtung, aber plötzlich stellen wir fest, dass sechs Leute fehlen. Unsere Nachhut ist falsch abgebogen. Nach einer halben Stunde mit einigen Telefonaten kommen die Verschollenen endlich an. Der Austausch wird in die Mittagspause verlegt, die an einer kleinen Kapelle stattfindet. In Vierergruppen sprechen wir über unsere Gedanken zum Thema.

Das Wetter klart zum Nachmittag immer mehr auf und wir folgen schönen Pfaden auf und ab bis an Bruder Klaus´ Einsiedelei. Hier hat der schweizerische Nationalheilige gewirkt und gelebt. Zwei Kapellen wurden hier ihm zu Ehren errichtet und erfreuen sich vieler Besucher.

In einer Kapelle bekommen wir noch einen kleinen Impuls mit auf den Weg. Ein Herzensgedicht, das im Atemrhythmus meditiert werden soll. Es heißt:

Du bist ewig.
Du bist nah.
Du bist Licht
Und ich bin dein.

Nun steigen wir hinauf nach Flüeli Ranft, dort befinden sich noch das Wohnhaus und Geburtshaus von Bruder Klaus. Doch das ganze wirkt auch sehr touristisch.

Bei herrlichem Sonnenschein steigen wir hinab nach Sachseln und beziehen unser Quartier in einer Zivilschutzanlage, besser bekannt als Bunker. Etwas befremdlich mutet das ganze an, manche Pilger fühlen sich bedrängt. Aber es gibt Duschen und Betten.

Der Gottesdienst ist heute sehr besonders, denn wir sind in der katholischen Kirche, in der auch das Original Hungertuch von Bruder Klaus hängt. Auch drei Reliquien des Heiligen sind hier verwahrt. Wir feiern einen schönen Gottesdienst und dürfen für unsere Fürbitte die Reliquienschreine (Knochenstücke von Bruder Klaus) in der Hand halten.

Zurück im Bunker gibt es eine heiße Suppe und nach der Feedbackrunde gehen wir alle zu Bett.
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Never Weather beaten sail (Thomas Campion)
Never weather beaten sail more willing bent to shore
Never tired pilgrims limbs affected slumber more
Then my weary sprite now longs to fly out of my troubled breast.
Oh come quickly
Oh come quickly
Oh come quickly
Sweetest Lord and take my soul to rest.

 
 
Stansstad
12. Oktober 2011

Wieder einmal weckt uns Arnim um 5.00 Uhr voller Freude mit seinem gesanglichen Talent.

Nach dem inzwischen gewohntem zusammen packen, einem schönen Frühstück und dem all morgendlichen Gruß geht unser Weg um 7.00 Uhr durch die Innenstadt von Schwyz in Richtung Brunnen. Dort am Hafen angekommen erwartet uns schon ein Schiff, das uns über den Vierwaldstätter See bringt. Am anderen Ufer steigen wir in eine Standseilbahn um, die uns auf einen Berg hinauf befördert. Oben genießen wir kurz die wohltuende Sonne und steigen dann in den Bus der uns nach Beckenried bringt.

Nach Verlassen des Busses bekommen wir unseren ersten Impuls des Tages zum Thema: Kindheit. Für die anschließende Schweigestunde sollen wir uns vorstellen, dass ein kleines Kind mit uns den Weg geht und sollen darauf achten was es entdecken kann.

Nach einem Austausch über das Entdeckte und einer Stärkung in der Mittagspause beginnen wir mit dem Aufstieg auf den Berg Bürgenstock, der uns noch von unserem Quartier in Stansstad trennt.

Am Abend folgen noch unser gemeinsamer Gottesdienst und das Abendessen. Und da wir wissen, dass wir am Nächsten Tag einen langen Weg vor uns haben, gehen wir alle nach der Feedbackrunde relativ früh zu „Bett“.


Bruder Klaus zeigt uns den guten Weg zum Frieden:
Zehn Friedensregeln

1 Ich baue meinen Hass ab – jeden Tag ein kleines Stück.
Vom Hass zur Liebe kommen. Denn Hass zerstört – Liebe baut auf.

2 Ich überwinde meine Rachsucht – jeden Tag ein kleines Stück.
Von der Rachsucht zum Wohlwollen kommen. Denn Rachsucht führt in die Spirale der Gewalt.

3 Ich zügle meine innere Erregung:
Ich zähle auf Zehn, wenn ein böses Wort hinausrutschen will.
Ich ziehe mich zurück, wenn meine Hand zum Streit locker wird.
Von inneren Stürmen zur inneren Ruhe kommen
Denn Stürme verwirren, Ruhe klärt.

4 Ich öffne meine Augen, dass ich das Gute in anderen sehe.
Der Nächste ist ein wertvoller Mensch. Er verdient meine Ehrfurcht.

5 Ich öffne meine Ohren, dass ich wahrnehme, wie der andere denkt und fühlt.
Der Nächste hat seine Schau der Dinge, seine Ängste und Nöte, Begeisterungen und Träume.
Er verdient meinen Respekt.

6 Ich öffne mein Herz und schenke dem anderen Aufmerksamkeit und Zuneigung.
Der Nächste sehnt sich nach herzlicher Liebe. Er verdient mein Wohlwollen.

7 Ich öffne meine Hand und stehe dem anderen bei.
Der Nächste ist oft hilflos. Er verdient meine Hilfe.

8 Ich denke – bei einem Streit – sobald als möglich an Versöhnung.
Ein ruhiges Gespräch am nächsten Tag wird uns neu zusammenführen.

9 Ich bitte Gott jeden Tag: „Schenke deinen Frieden in mein Herz!“.
Denn Gott ist der Friede

10 Ich bitte Gott jeden Tag: „Hilf mir heute zu einer Friedenstat“.
Denn Gott weiß besser als ich, wo und wie ich Frieden stiften kann.

P. Josef Banz/20.3.2010/ED/Wallfahrt/Libanon/Zehn Friedensregeln

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Königsetappe
11. Oktober 2011

„Morning has broken“ schallt als verspäteter Weckruf durch die drei Etagen des Sägewerks. Heute schon um 5.00 Uhr!!! Bei wenig Tageslicht geht es nun auf der heutigen Königsetappe los Richtung Schwyz. Nach einer Stunde gemächlichen Gehens im schönen Alphtal bekommen wir unseren Impuls für den Tag: Das zweite Medaillon zeigt eine sehr abgespeckte

Version der Weihnachtsgeschichte. Während der Weihnachtszeit werden viele Lieder über Tore und Türen gesungen. Es öffnet sich an Weihnachten wieder eine Tür. Wir sollen nun mit Hilfe von verschiedenen Türfotos überlegen, welche Türen unser Leben bisher bestimmt haben. Nach einer Schweigstunde kommen wir am Fuße des heutigen Berges an. Hier wurde das Schweigen zugunsten des beschwerlichen Aufstieges aufgehoben. Der Weg führt uns sehr steil hinauf und auch über größere Flussläufe und Schneefelder. Das Wetter ist heute traumhaft. Wir haben ca. 15 grad und Sonnenschein. Das Bergpanorama ist atemberaubend. Die Stimmung ist nicht mit gestern zu vergleichen. An einem schönen Aussichtsplatz machen wir unseren Austausch zum Thema Türen in Fünfergruppen. Schon nach einer Stunde erreichen wir den höchsten Punkt unserer diesjährigen Pilgertour. Dort machen wir auch Mittagspause und genießen auf der Terrasse des Lokals Haggenegg kalte Getränke und die traumhafte Aussicht.

Nun folgt der zweite kleine Impuls zum Thema Heimat und Heimatlosigkeit. Der Abstieg nach Schwyz ist wiederum steil und vor allem lang. Mit mehreren kleinen Pausen und einem etwas längeren Austausch kamen wir wieder früher als berechnet im Zielort an.

Langsam stellt sich die gewohnte Pilgerroutine ein, auspacken, Bett bereiten, waschen etc.

Um 19.00 machen wir Gottesdienst und der Abend endet wie gewohnt mit Abendessen und Feedbackrunde und heute ausnahmsweise einem Feierabendbier.
 
Richtung Einsiedeln  
10. Oktober 2011

Um 6.00 Uhr weckt uns der liebe Arnim mit seinen musikalischen Talenten. „Bruder Jakob“ schallt immer lauter werdend durch das Gemeindehaus in Rapperswil. Nach Frühstück, Packen und Putzen brechen wir in strömendem Regen Richtung Einsiedeln auf. Über den Zürichsee führt ein langer, alter Holzsteg. Eigentlich ein besonderes Gebilde, können wir das aber aufgrund des Regens, der uns bis auf die Haut durchnässt, kaum bewundern.

Der Regen zwingt uns zu einer Notpause an einem Bahnhof auf dem Weg. Nachdem wir uns etwas abgetrocknet haben, geht der Weg steil bergan und in den Wald. Der Regen hört vorläufig nicht auf. Nach einer schier endlosen Strecke über Wurzeln, zu große Treppenstufen, Schlamm, Geröll und Wildwasserbächen kommen wir völlig zermürbt und nass inklusive der Unterwäsche an einer kleinen Kapelle auf dem Gipfel an.

Dort erwarten uns schon die Fahrer mit Kuchen, Schokolade, Joghurt und anderen Leckereien. Ausgezehrt greifen alle beherzt zu. Vor allem der Apfelkuchen von Elvira wird besonders umworben.

Wie durch ein Wunder hört der Regen schlagartig auf, als wir aus der Kapelle treten. Dies macht die letzen Kilometer zu einem herrlichen Vergnügen und den nassen Aufstieg sofort vergessen. In einer traumhaften Hügellandschaft wandeln wir auf das Benediktiner-Kloster in Einsiedeln zu.

Dort werden wir nur von unseren Fahrern empfangen und durch die prachtvolle Klosteranlage zu unserem Quartier im Sägewerk (in der hintersten Ecke) gebracht.

Auch heute haben wir einen freien Nachmittag. Manche machen den Ort unsicher, andere besuchen das Kloster und einige kauften sich Vorräte.

Auch Schlafen ist ein beliebter Zeitvertreib. Denn hier haben wir 16er Stockbetten mit Matratzen.

Um 17.00 Uhr gibt es heute ein frühes Abendessen. Heringssalat und Kartoffeln.

Dann gehen wir durch die unglaublich riesige, prunkvoll geschmückte Barockkirche in eine Seitenkapelle um unseren Gottesdienst zu feiern. Dieser darf allerdings kein evangelisches Abendmahl enthalten. Trotzdem ist er sehr intensiv, da wir uns „positive Zusagen“ zusprechen.

Nach der Feedbackrunde im Holzwerk machen wir hier auch unser Abendmahl.

 
Auf nach Rapperswil!
9. Oktober 2011

Um 5.30 Uhr weckt uns der liebe Arnim behutsam. Bis zum Frühstück um 7.30 Uhr wird eifrig gepackt und jeder sammelt seine sieben Sachen ein.

Wir brechen pünktlich um 7.30 Uhr nach unserem Morgengruß Richtung Rapperswil auf. Leider regnet es und der Nebel lässt uns die schweizerische Landschaft noch nicht überblicken.

Nach einer halben Stunde Weg bekommen wir von Reinhold und Ute unseren ersten thematischen Impuls. Das erste Medaillon auf Nikolaus von der Flües Meditationsbild zeigt:

Die Verkündigung. Der Jungfrau Maria wird verkündet, dass sie den Sohn Gottes gebären wird. Das ändert ihr Leben grundlegend. Zuvor wusste sie wer sie ist und nun muss sie ein völlig anderes Bild von sich annehmen. Dies bezogen wir nun auf unser eigenes Leben. In der folgenden Schweigestunde sollten wir uns mit folgenden Fragen beschäftigen:

Was haben wir für ein Bild von uns selbst?
Was für Bilder haben die Anderen von mir?
Wohin möchte ich mich entwickeln?

In Dreier-Gruppen tauschten wir uns während des Gehens zu unseren Antworten aus.
Zur frühen Mittagspause erreichten wir Fischingen. In der dortigen Kirche liegen die Gebeine

Der heiligen Idda, die wichtig für uns Pilger ist. Unter ihrem Grab befindet sich ein Fußloch. Dort kann der Pilger seine Füße hineinstecken um immun gegen Blasen und Fußkrankheiten zu werden.

Nach einer kurzen Stärkung durch unsere Fahrer geht es steil bergan aufs Hörnli. Dort erreichen wir alle gegen 13.00 Uhr die Aussichtsterasse.

Wir möchten eine Stunde bei herrlicher Aussicht pausieren, doch die bittere Kälte zwingt uns zum frühen Aufbruch nach einem Gruppenbild.

Jetzt geht es bergab nach Rüti und dort machen wir eine kurze Bahnfahrt zum Zielort Rapperswil. Wir sind gegen 16.15 Uhr am reformierten Gemeindehaus und haben nun sogar Zeit, einen Stadtbummel zu unternehmen, an den Zürichsee zu gehen oder in der Sporthalle zu duschen.

Das Gemeindehaus, unser Quartier, ist herrlich groß und weitläufig. Hier können wir uns zum Schlafen herrlich ausbreiten.

Um 19.00 Uhr feiern wir einen Gottesdienst mit Orgelbegleitung. Auch einige Gemeindemitglieder sind gekommen.

Nach Abendessen und unserer ersten Feedbackrunde gehen wir schlafen.
 
Anfahrt nach Münchwilen
8. Oktober 2011

Herzlich willkommen auf der 3. Etappe Richtung Santiago. Dieses Jahr möchten wir in 14 Tagen die Schweiz durchqueren. Wir starten in Münchwilen, unserem letztjährigen Zielort.

36 Pilger steigen am 8.10. um 17.15 Uhr aus dem komfortablen Reisebus. Hier treffen wir unsere Fahrer und zwei weitere Pilgerinnen. Nach Abendessen und einem kurzen Gottesdienst bekommen wir eine Einführung zum diesjährigen Thema: Das Meditationsbild von Nikolaus von der Flüe, der auch unseren Weg kreuzen wird. Dieses Bild zeigt in der Mitte den gekrönten Jesus vor einem schwarzen kreisförmigen Hintergrund. Von und zu ihm gehen Strahlen auf sechs Medaillons. In diesen Medaillons wird der Lebensweg Jesu bildlich dargestellt. In den Ecken sind die Symbole der vier Evangelisten abgebildet. Unser lieber Martin meinte passender weise, dass das Bild an ein Mandala erinnert.