Vertreibung aus dem Paradies


HNA vom 14.06.11


Jugendliche erlebten in Gethsemane-Kirche einen etwas anderen Gottesdienst mit Fest

Baunatal Am Altar der Gethsemane-Kirche entspannen sich zwei Jugendliche auf Liegen unter dem Marktschirm und sinnieren über die anstrengende Klausuren-Woche in der Schule. Die Niestetaler Jugendband „Believe in you“ spielt den Pop-Ohrwurm „California here we come“, auf der Altarwand steht: Sommer, Sonne, Sonnenschein. Junge Leute und einige Erwachsene sitzen nicht auf Kirchenbänken, sondern im Kreis auf Pappkartons.

Zum fünften Mal hat das Jugendgottesdienst-Team der evangelischen Kirchengemeinden Altenritte, Großenritte und Baunatal am Pfingstmontag versucht, die ausgetretenen Pfade traditioneller Gottesdienste zu verlassen und Wege zu suchen, wie Jugendliche in der Gemeinschaft leichter Zugang zu Glaubensdingen finden. Da steht Pfarrer Günter Törner nicht auf der Kanzel und predigt, sondern hört im gelben Polohemd aus dem 90-köpfigen Publikum zu, welche Sprache junge Leute benutzen, um sich mit der Bibel auseinanderzusetzen.
Jugendarbeiterin Viola Spallek und ihr Teamkollege Benedikt Wagner nutzen die Geschichte von Adam und Eva und der Schlange, um anzusprechen, was Jugendliche heute bewegt. Heute noch chillen, ausschlafen, von Mutti umsorgen lassen, morgen schon Verantwortung tragen, an der Werkbank seinen Mann stehen. Empfinden viele junge Leute diesen Zwang zum Erwachsenwerden nicht so wie die biblische Vertreibung aus dem Paradies, fragt Spallek. Die Gottesdienstbesucher sollen auf braune Karten ihre Probleme schreiben, auf grüne ihre Ideen, wie sie sich ein Stück Paradies zurückholen.
Freudenmahl
Fürs Diskutieren bleibt keine Zeit. Pfarrer Törner ruft zur Agape, dem Freudenmahl, das dem Abendmahl nachempfunden ist. Krüge mit Saft und kleine Brotstücke gehen herum, es wird gebetet, und auch wieder gekichert.
Luisa Schaumann (14) teilt mit einigen Freundinnen das Brot. „Das hier ist schöner als ein normaler Gottesdienst, viel lockerer und nicht so anstrengend“, sagt sie.

Von Peter Dilling