Neun Jahre unterwegs

Nach Ende der Pilger-Tour

Baunataler Gruppe war über neun Jahre auf dem Jakobsweg unterwegs
von Ingrid Jünemann

Baunatal. Sie waren wieder weg. Aber ein letztes Mal. Nach neun Jahresetappen ging vor wenigen Wochen im spanischen Santiago de Compostela eine außergewöhnliche Pilgerreise zu Ende.

Nun ziehen die Teilnehmer Bilanz, jeder für sich – und alle gemeinsam bei einem Festgottesdienst mit dem evangelischen Bischof am Sonntag, 10. Dezember, ab 10 Uhr in der Baunataler Gethsemanekirche. Obendrein wird der Ideengeber, Pfarrer Günter Törner, an diesem Tag ein Buch und einen Bildband über die 2009 begonnene Pilgertour auf dem Jakobsweg vorstellen.

„Ich bin dann mal weg“, nach ersten kürzeren Pilgertouren beflügelte der Bestseller von Entertainer Hape Kerkeling auch Törner und seine Mitstreiter. Zum Start 2009 wanderten 50 Personen von Würzburg in Richtung Ulm. Wie es weiterging, was die Teilnehmer erlebten, wie sie sich nach Strapazen aufmunterten, was Schweigestunden bewirkten, wie der Zusammenhalt wuchs – das kann man nun lesen und auf über 150 großformatigen Fotos nachempfinden.

Nicht alles lief fadengerade. Törner schildert Probleme, in Frankreich und Spanien Unterkünfte für eine so große Gruppe zu finden; oder den Fall, als schon in Deutschland ein Amtsbruder den Kirchenbesuch verweigerte.

Nicht zu wiederholen

Die Wandertour soll einmalig bleiben. Nicht aus Enttäuschung, sondern aus Begeisterung: Denn so ein berührendes Erlebnis sei nicht zu wiederholen. Ein zweiter Versuch drohe zu verwässern, sagen viele Beteiligte. Das steht sinngemäß in Berichten und Tagebucheinträgen. Sie werden ergänzt von vielen HNA-Artikeln, denn unsere Zeitung begleitete alle Pilgerfahrten.

Törner hat auch Daten und Fakten zusammengetragen. Mehr als 100 Teilnehmer nicht nur aus Baunatal, 14 bis 74 Jahre alt, waren seit 2009 unterwegs. Manche nur einmal, andere während aller Etappen. 129 Tage wanderten die Pilger in neun Jahren, legten fast 3000 Kilometer per pedes zurück, ehe sie am 20. Oktober 2017 in die Kathedrale von Santiago einzogen. Bis zu 30 Kilometer gingen sie täglich, und in den Pyrenäen galt es einmal, 1600 Höhenmeter Auf- und 800 Höhenmeter Abstieg zu bewältigen.

Aufbruch war das Ziel

Aber das alles sei nicht wichtig, sagt Törner. Denn: „Das Ziel ist erreicht, wenn wir aufgebrochen sind.“ Passend dazu heißt sein Leseband „Menschen auf dem Weg“. Der Pfarrer stellt darin auch fest: „Pilgern kann man nicht erklären. Man muss es tun.“

Was kommt jetzt? Das wird Törner nun häufig gefragt. „Vorerst nichts“, antwortet er dann. Aber so ganz stimmt das nicht: Jetzt kommt der große Gottesdienst am 10. Dezember, bei dem die Pilger ihr Handeln den Besuchern aktionsreich näherbringen wollen. Martin Hein, der Bischof der evangelischen Landeskirche, wird zu Gast sein, der Baunataler Gospelchor „Heaven’s Voices“ singen. Danach gibt es Essen und viel Zeit für Gespräche.